Dänemark 2024 – Auszeit auf Rømø

Der erste Monat des Jahres ist schon rum, also höchste Zeit für unsere winterliche Auszeit! Und obwohl wir den Ruf der grünen Insel schon wieder deutlich hören können, ist unsere Wahl dafür dieses Jahr auf Dänemark gefallen. Abgesehen von der An- und Abreise wollen wir auch gar nicht viel im Auto unterwegs sein, also kommt uns die Insel Rømø gerade recht. Sie liegt knapp eine Autostunde hinter der deutschen Grenze, bzw. nur drei Kilometer nördlich von Sylt und ist über einen Damm mit dem Festland verbunden.

Etwa 40% der Insel sind Sandflächen und der Strand von Lakolk ist wahrscheinlich der bekannteste, da ganzjährig mit dem Auto befahrbar. Das führt dazu, dass sogar an einem nur halbwegs sonnigen Tag im Februar reichlich Autos, Wohnmobile und Campervans den Strand bevölkern und kreuz und quer durchs Wattenmeer cruisen. Da hier immer ein strammer Wind weht, brausen diverse Strandsegler in einem Affenzahn über den Sand und Kitesurfer preschen durch die Wellen. Unzählige Hunde jagen Möwen und Spaziergänger suchen sich ihren Weg in dem Trubel. Wir möchten uns gar nicht vorstellen, wie es hier im Sommer zugeht 😉 . Zu anderen Zeiten bietet der Strand aber das, was wir suchen – Weite, Wellenrauschen und Entspannung.

Mit einer Größe von etwa 130 Quadratkilometern bietet Rømø erstaunlich viel Abwechslung. An der Westküste jede Menge Strände, im Inselinneren weite Dünenlandschaften und Strandwiesen und die berühmten Kiefernwälder. Und überall finden sich reichlich Geocaches, so dass wir quasi gar nicht anders können, als unserer Statistik einen kräftigen Booster zu verpassen. Nach einer Woche fahren wir mit 76 neuen Funden nach Hause. Mehr, als wir im ganzen Jahr 2023 hatten! Lediglich zweimal müssen wir ein „Nicht-Gefunden“ loggen. Einmal, weil der Cache aufgrund von Überschwemmung nicht zu erreichen ist und einmal, weil wir im strömenden Regen nicht allzu lange suchen mögen. Als „Beifang“ fallen dem aufmerksamen Cacherauge unterwegs aber noch die ein oder andere Kuriosität auf.

Immer wieder stehen Wiesen und Wege unter Wasser, so dass wir sehr froh über wasserfestes Schuhwerk und Regenhose und -jacke sind! Manchmal wünschen wir uns trotzdem ein Boot 🙂 . Und dann kommt die überraschende Wetterwarnung – Schneesturm! Tatsächlich ist es eher Schneeregen, aber es reicht um die Insel weitgehend weiß zu pudern. Natürlich sind wir auch bei dem Wetter fleißig auf der Jagd nach den kleinen Dosen und dankbar, wenn wir uns und unsere Ausrüstung dann im Ferienhaus vorm lustig flackernden Kaminfeuer wieder aufwärmen und trocknen können!

Dann wird uns die Insel doch noch zu klein und wir machen einen Ausflug ins nahegelegene Ribe. Es ist die älteste Stadt Dänemarks und lockt heute mit einer gut erhaltenden Altstadt voller kleiner Gässchen, gesäumt von schmucken Fachwerkhäusern. Mittelpunkt des ganzen ist der pittoreske Dom, der immer wieder zwischen und über den Häusern zu sehen ist. Aufgrund seiner zwei unterschiedlichen Türme, bietet er dabei ganz unterschiedliche Ansichten. Einen der Türme kann man gegen Gebühr besteigen. Wir sehen aber davon ab, da das Wetter von strahlendem Sonnenschein in wenigen Minuten zu dichtem Schneeregen wechselt und das Erklimmen der Stufen daher nicht mit einer schönen Aussicht belohnt würde 😉 . Im Innern ist der Dom hell und freundlich und hat schöne Decken- und Wandmalereien.

Rømø ist vorwiegend eine Sommer-Sonne-Strand-Insel und hat bei gerade mal 560 Einwohnern über 1.400 Ferienhäuser plus Hotels und Campingplätze zu bieten. Die bekannten Ferienhausvermietungen begrüßen uns auch, kaum dass wir die Insel betreten haben. Selbst zu dieser Jahreszeit ist sie fest in deutscher Hand. Mindestens jedes zweite Auto, das wir sehen hat ein deutsches Kennzeichen, was wir ja eigentlich nicht so doll finden. Aber wir entdecken immer noch genug abgeschiedene Ecken, wo wir ungestört sind. Ansonsten wären noch die älteste und kleinste Schule Dänemarks, die Kirche St. Clemens und die alte Feuerwache erwähnenswert. Die meisten werden – wie wir – wegen der Natur hierher kommen. Und da wurden unsere Erwartungen voll und ganz erfüllt. Wir hatten eine sehr abwechslungsreiche und erholsame Woche!

UK 2023 – Northumberland

Für unseren Umzugstag haben wir uns Rosslyn Chapel als Zwischenstopp ausgesucht. Eigentlich soll man ein Ticket – im voraus – für einen 90-minütigen Timeslot kaufen. Das haben wir nicht gewusst, aber Glück, dass wir trotz einer gerade angekommenen englischen Reisegruppe rein dürfen. Die Kapelle ist ziemlich klein aber schon außen fallen die vielen Steinmetzarbeiten auf. Im Inneren ist dann jeder Zentimeter Wand- und Deckenfläche mit in Stein geschnitzten Figuren, Blumen, Girlanden und Ornamenten versehen. Einige sind mit der Zeit verwaschen, andere erstaunlich gut zu erkennen. Leider darf man drinnen nicht fotografieren oder filmen. Angeblich, um die anderen Besucher nicht zu stören und weil man dann offensichtlich auf dem unebenen Steinboden stolpern und stürzen würde. Wir vermuten eher, damit dass man die vielen Postkarten, Bildbände und Guidebooks im Shop kauft. Oder man begnügt sich, so wie wir, mit den Informationen auf der offiziellen Homepage.

Zufällig sitzen wir gerade in einer der Kirchenbänke um die hoch gewölbte Decke zu bewundern, als sich auch alle anderen Besucher plötzlich einen Sitzplatz suchen und der im Eintrittspreis enthaltene Vortrag zu Geschichte und Besonderheiten von Rosslyn Chapel (von dem wir natürlich auch nichts wussten) beginnt. Sehr interessant! Wir lernen z.B. dass ursprünglich eine große Kirche geplant, aber nur die Kapelle – das obere Stück der klassischen T-Form, fertig gestellt wurde. Und dass Cromwell das Gebäude als Stall (!) benutzt hat.

Dass die Kapelle heute überhaupt noch existiert ist schon ein kleines Wunder. Die ersten umfassenden Restaurationsmaßnahmen in den 1950er Jahren hätten das Gebäude beinah komplett ruiniert, weil der aufgebrachte „Schutzanstrich“ die Feuchtigkeit im Stein einschloss und sich Bakterien bildeten, die den Stein langsam zersetzten. Die Rettung kam Ende der 1990er Jahre als über der kompletten Kapelle ein Schutzschirm errichtet wurde, damit sie austrocknen konnte.

Und hätte Dan Brown nicht seinen Bestseller „Sakrileg“ bzw. „Da Vinci Code“ geschrieben, in dem Rosslyn eine entscheidende Rolle spielt, wäre wohl das Geld ausgegangen und heute nichts mehr zu besichtigen. Aber genug Leute haben das Buch gelesen oder den Film gesehen und pilgern hierher um sich selbst ein Bild zu machen. Die Sakristei, die im Film einer Schatzkammer gleicht, ist in Wirklichkeit aber nur ein kleiner, leerer, dunkler Raum 😉 . Wer sich ein bisschen für alte Steine interessiert, sollte sich dieses Kleinod trotzdem nicht entgehen lassen!

Für uns geht es weiter an die Küste. Cove Harbour ist ein winziger Fischerhafen, der malerisch von hohen Klippen eingerahmt, etwas versteckt unterhalb des Ortes liegt. Nur ein Fußweg führt vom Parkplatz runter ans Wasser. Wir haben Glück und sind ganz alleine. Es wohnt niemand mehr in den paar alten Gebäuden, aber es liegen immer noch Fischerboote im Hafen, die regelmäßig auf Fischfang gehen. Die kleine Bucht bietet Ruhe und Abgeschiedenheit und sonst nichts! Am Parkplatz steht ein erstaunlich detailreiches Denkmal für die Witwen und Waisen von Fischern, die 1881 bei einer Sturmkatastrophe verunglückten.

Dann beziehen wir unser nächstes Ferienhaus etwas außerhalb von Berwick-upon-Tweed, so eben hinter der schottischen Grenze.

Hexham Abbey liegt mitten im gleichnamigen Städtchen und ist wirklich wunderschön. Es gibt tolle Buntglasfenster, Steinschnitzereien und eine hohe Holzdecke. Durch die vielen Rundbögen wirkt das Innere sehr offen und freundlich. Der Eintritt ist frei, nur wenn man in die alte Krypta hinunter möchte, muss man 3 Pfund bezahlen. Spenden sind natürlich herzlich willkommen und da sind sie mit der Zeit gegangen und man kann das bequem kontaktlos per Kreditkarte machen.

Wir haben Glück und ergattern einen Parkplatz fast direkt vor dem Eingang der Kirche und machen nach unserem Besuch noch eine Runde über den Marktplatz, wo der Samstagsmarkt sich aber bereits in Auflösung befindet. Wir „retten“ ein paar Mini-Quiches, suchen uns eine Bank und machen ein spontanes Picknick mitten im geschäftigen Treiben.

Von Hexham ist es nur ein Katzensprung bis zum Hadrianswall, oder dem, was heute noch davon zu sehen ist. Was an sich ja schon erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass er vor fast 2000 Jahren errichtet wurde. Der Wall war bis zu 4,5m hoch und gar nicht vorrangig zum Schutz vor Invasion durch die Barbarenstämme im Norden gedacht. Er war eine machtvolle Grenzmarkierung und diente zur Kontrolle von Handel (und Zahlung von Zöllen) und Migration in das und aus dem römischen Reich. Der Wall zog sich einmal quer über den „Flaschenhals“ der Insel und das komplette Grenzbefestigungssystem bestand aus der Mauer, sowie Meilenkastellen (jede römische Meile eins) und größeren Kastellen mit den entsprechenden Besatzungen.

Von Mauer und Kastellen sind heute überwiegend nur noch die Fundamente erhalten. Manchmal sind es auch nur noch ein paar Steinhaufen oder ein Erdwall. Leider hat es in den letzten Tagen so viel geregnet, dass wir uns durch Matsch und Modder kämpfen müssen und in kürzester Zeit aussehen wie Sumpfschweine. Sooooo interessiert sind wir dann doch nicht und begnügen uns mit ein paar Luftaufnahmen. Aber auch die umliegende Landschaft, im und um den Northumberland Nationalpark herum, ist wirklich sehenswert. Und weil wir schon mal hier sind, halten wir noch bei Lanercost Priory, die man aktuell allerdings auch nur von außen besichtigen kann. Der kleine Spaziergang drum herum ist trotzdem schön.

Wir hüpfen nochmal zurück nach Schottland und schauen uns Dirleton Castle & Gardens an. Das Castle ist übersichtlich und teilweise abgesperrt und auch die Gärten sind eher klein. Aber wir sind nicht enttäuscht, denn genau deswegen haben wir ja unseren Mitgliedsbeitrag bezahlt. Außerdem überbrücken wir so wunderbar die Zeit, bis der Himmel aufklart.

North Berwick steht eigentlich nicht auf unserem Programm, aber der Ausblick über Milsey Bay zwingt uns quasi zu einem Zwischenstopp 🙂 . Am Ostende der Bucht führt ein Trampelpfad die Küste entlang. Man kann ihm oben auf den Klippen folgen, geht dann teilweise über den Golfplatz und muss sich durch zugewucherte Abschnitte kämpfen. Alternativ kann man den steilen Abstieg zum Wasser wagen und über die Strände laufen, die sich hier aneinanderreihen. Je nach Wasserstand klappt das mehr oder weniger gut und erfordert mehr oder weniger Kletterei über Felsen. Oder man kraxelt im Zickzack rauf und runter um sowohl die Aussicht als auch den Strand zu genießen. Der letzte Aufstieg zum Drift Café ist extrem steil und zumindest wir Bewegungslegastheniker brauchten auf den ersten Metern alle Hände und Füße 😉 . Von überall hat man einen Blick auf Bass Rock, einer fast runden Felseninsel, die ihren Namen von den dort hausenden Basstölpeln hat. Und deren Hinterlassenschaften sie langsam aber sicher weiß einfärben.

Tantallon Castle steht als pittoreske Silhouette auf den Klippen über Oxroad Bay. Aus rotem Sandstein erbaut strahlt die Ruine im Sonnenlicht und der Wind heult durch die leeren Fensteröffnungen. Obwohl wir heute schon viel Rauf und Runter hatten, erklimmt Diane die 65 Stufen bis zur Wehrmauer und die finalen 20 Stufen den Turm hinauf. Wir wissen das so genau, weil wir vorher gefragt haben 😉 .
Auf dem Rückweg halten wir noch in Dunbar. Eine Runde um den kleinen Hafen, über dem die spärlichen Überreste von Dunbar Castle thronen ist aber alles, was wir jetzt noch schaffen.

Die Küste Northumberlands ist bei den Einheimischen ein beliebtes Urlaubsziel. Aber außerhalb der Saison (nach dem ersten Septemberwochenende, wenn die englischen Schulferien zu Ende sind), ist es ruhig und verschlafen. Newbiggin-by-the-Sea empfängt uns mit einer gut ausgebauten Promenade und einem menschenleeren Strand. Ein kleines Stück davor ragt die Statue „The Couple“ aus dem Meer. Von weitem sieht es so aus, als ob das Pärchen auf dem Wasser steht und gen Horizont blickt. Am Nordende der Promenade steht eine kleine Kopie an Land, so dass man die beiden auch von vorne sehen kann.

Ein Stückchen weiter nördlich steht Warkworth Castle, eine mächtige Burgruine aus dem zwölften Jahrhundert. Der Parkautomat ist kaputt und nimmt nur Bargeld (das wir nicht haben). Als wir an der Kasse ein Parkticket kaufen wollen, winkt die freundliche Dame ab und will nur den regulären Eintritt haben. Schon mal ein guter Anfang! Das Gelände ist riesig und die Außenmauern und der Wohnturm sind noch weitestgehend erhalten. Die Nebengebäude nur noch teilweise. Das Leben im Mittelalter wird anschaulich in drei Storylines erzählt. Aus der Sicht einer Marktfrau, die Fisch für ein Bankett auf die Burg liefert, eines Kammerdieners, der ein verschwundenes Gewand für das Bankett finden muss und der Schlossherrin, die mit ihrem neugeborenen Sohn zurückkehrt, was mit dem Bankett gefeiert werden soll. Sehr stimmig gemacht! Im Bergfried haben wir uns beinah verlaufen, so viele Treppen verbinden die vielen Räume miteinander! Wir haben den relativ hohen Eintrittspreis von 7,50 Pfund pro Person gerne bezahlt. Wem das zu viel ist, kann aber auch von außen viel sehen und einfach einen Gang rund um die Anlage machen.

Holy Island ist eine Gezeiteninsel und nur bei Ebbe über eine Straße zu erreichen. Einen Besuch muss man also ein bisschen im Voraus planen und die Zeiten für eine sichere Überfahrt vorher online prüfen. Der Causeway wird nicht gesperrt und wenn man im Wasser stecken bleibt, ist man halt selber Schuld. Bei Flut kann man die Insel nicht erreichen oder verlassen. Permanent hier zu wohnen muss eine ziemliche Herausforderung sein. Nicht nur, dass man sein Kommen und Gehen dem Gezeitenkalender anpassen muss, es fallen auch noch jedes Jahr eine halbe Millionen Touristen über den winzigen Ort her.

Besucher werden auf einen Parkplatz außerhalb des Ortes geleitet, von wo es etwa 10 Minuten Fußweg bis zur Lindisfarne Priory sind. Als wir dort ankommen, ist die Priory natürlich schon geschlossen, aber auch von außen gut zu sehen. Über den Strand geht es für uns nach Lindisfarne Castle, einer Trutzburg, die dramatisch auf einem großen Felsen steht. Von hier kann man Bramburgh Castle und die Zwillingspfeiler von Lindisfarne Lighthouse und Old Law sehen und in der Bucht schaukeln ein paar kleine Boote vor sich hin.

Wir besuchen ja auch ganz gerne die Sehenswürdigkeiten aus der zweiten Reihe. Smailholm Tower ist so eine. Die Zufahrtsstraße ist nicht asphaltiert, der Parkplatz winzig und außer uns keiner da. Der Turm steht – wieder mal – dramatisch auf einer Anhöhe. Es gibt eine kleine Ausstellung zur Geschichte und den Ausgrabungsarbeiten die hier stattgefunden haben. Im Turm selbst wird auf drei Etagen das Leben und die Werke von Sir Walter Scott anhand von liebevoll gestalteten Puppen nachgestellt. Vom Dach aus hat meinen einen weiten Blick über die Umgebung, auch wenn es wie bei uns diesig und bedeckt ist.

Der aufmerksame Leser wird sich erinnern, dass uns noch eine der Border Abbeys fehlt. Wir machen uns also auf nach Kelso, aber auch hier bleiben uns die Türen verschlossen, da die Abbey wegen Inspektion des Mauerwerks geschlossen ist. Wir begnügen uns also mit dem, was wir von außen sehen können.

Hume Castle ist leider ein schlechter Ersatz. Es stehen nur noch die Außenmauern und die wurden bereits restauriert. Allerdings sieht es jetzt wie ein leicht misslungener Nachbau aus. Aber die Aussichtsplattform bietet einen schönen Rundumblick, wenn auch wegen des Wetters nicht spektakulär.

Dann ist es auch schon wieder Zeit die Heimreise anzutreten. Auf dem Weg zur Fähre machen wir Halt in Alnwick. Viele werden wegen des Schlosses hierher kommen (teuer und voll, weil hier Harry Potter und Downton Abbey gedreht wurden), aber wir wollen Barter Books sehen. Barter ist ein Second-Hand Buchladen in einem alten Bahnhofsgebäude. Zwischen den Bücherregalen stehen Plüschsessel und Sofas, unter der Decke rattert leise eine Spielzeugeisenbahn, im Kamin knistert ein Feuer und es gibt es kleines Café. Einfach toll! Unnützes Wissen für die nächste Party: Während Umbauarbeiten im Jahr 2000 entdeckte der Besitzer einen Stapel Poster aus dem zweiten Weltkrieg mit der mittlerweile weltberühmten Parole „Keep Calm And Carry On“. Er rahmte eins, hängte es im Buchladen auf und von dort verbreitete es sich rasend schnell und inzwischen auch mit abgewandelten Varianten rund um den Globus.

In Tynemouth haben wir noch Zeit für einen letzten Strandspaziergang am Long Sands Beach, wo sich schon erste Heimatgefühle bemerkbar machen, als wir ausgerechnet hinter zwei Motorrädern mit Mettmanner Kennzeichen parken. In Newcastle besorgen wir noch schnell ein bisschen Wegzehrung und dann bringt uns die Princess Seaways wieder zurück auf den Kontinent. Schön war’s und es wird bestimmt nicht nochmal sechs Jahre dauern, bis wir wiederkommen. Es gibt ja noch soviel zu sehen 🙂 .

Vor kurzem haben wir unsere Drohne (a.k.a. die kleine Currywurst) auf ein neues Modell aufgerüstet. Trotz Regen und Sturm konnten wir sie in diesem Urlaub aufsteigen lassen und auf Herz und Nieren testen. Wir sind sehr zufrieden und denken, euch wird es auch gefallen, also hier eine erste Kostprobe 🙂 .

UK 2023 – Schottland

Es lohnt sich, hin und wieder die Mitarbeiterangebote zu studieren. Sonst wären wir wohl nicht auf die Idee gekommen, mal wieder eine Reise ins Vereinigte Königreich zu machen. Aber gerade als wir dabei sind, in die Planung für den nächsten Urlaub zu gehen, kommt ein Angebot von DFDS für Überfahrten von Amsterdam nach Newcastle als Inspiration wie gerufen. Wir wollen ans Meer und uns entspannen, aber auch ein bisschen was Neues sehen. Unsere Wahl fällt auf Südostschottland und Northumberland. Oder einfach: einmal nördlich und einmal südlich der schottischen Grenze.

Die Überfahrt mit der Princess Seaways ist ruhig und unproblematisch. Von der Ersparnis durch die Mitarbeiterangebote haben wir uns eine Vierbett-Außenkabine geleistet. Sie liegt ganz vorne auf Deck 7 und wir haben den direkten Ausblick über den Schiffsbug.

Die Wettervorhersage sieht leider für unseren Aufenthalt keinen warmen Spätsommer, sondern eher Novemberwetter voraus. Newcastle empfängt uns dann auch grau und mit Nieselregen. Wir sind entsprechend gerüstet und machen uns trotzdem gut gelaunt auf den Weg weiter gen Norden. Schnell wird klar, dass wir in UK sind, denn unser Navi gibt die Entfernungen in Meilen, Yards (Google) und Fuß (TomTom) an. Und wir müssen uns dran gewöhnen, die Zahlen auf den Strassenschildern von Meilen in Kilometer umzurechnen. Besonders wichtig bei Geschwindigkeitsangaben 😉 . An die sollte man sich auch besser halten, damit es keine teuren Fotos aus einer der vielen Verkehrskameras gibt.

Zwischenstopp machen wir bei Dryburgh Abbey, wo wir zu Mitgliedern von „Historic Environment Scotland“ werden, der Behörde, die sich um die Pflege und Erhaltung bedeutender historischer Stätten in Schottland kümmert. Mitglieder haben freien Eintritt zu all diesen Stätten und wir haben vor, einige zu besuchen. Eintrittsgelder stehen nicht immer im direkten Verhältnis zum gebotenen Erlebnis und wir haben uns ausgerechnet, dass wir so in den nächsten zwei Wochen alles abgrasen können, was sich interessant anhört, ohne Enttäuschung oder Ärger wegen empfundener überhöhter Preise.

Dryburgh Abbey ist eine der bedeutenden „Border Abbeys“ aus dem 12. Jahrhundert und heute nur noch ein Ruine. Aufgrund des Wetters sind außer uns nicht viele Besucher da, so dass wir entspannt alles erkunden können. Idyllisch am Fluss Tweed gelegen und letzte Ruhestätte von Sir Walter Scott strahlt die Abtei und das ganze Gelände genau die Ruhe und Gelassenheit aus, die wir suchen.
Einen Steinwurf entfernt liegt Jedburg Abbey, die allerdings im Moment wegen Restauration geschlossen ist. Ein Stück weiter findet man Melrose Abbey, die wir bereits in unserem ersten Schottlandurlaub 2017 besucht haben. Um das Quartett vollständig zu machen fehlt uns nur noch Kelso Abbey, die wir für nächste Woche auf dem Programm haben.

Unser Feriendominzil liegt in Harrietfield, einem kleinen Dorf zehn Meilen außerhalb von Perth (dem Original, nicht dem in Australien). Unser Vermieter hat uns allerdings vorab informiert, dass es in der von uns ursprünglich gebuchten Unterkunft (Stables Cottage) zu Belästigung aufgrund von Baulärm kommen kann. Die angebotene Ersatzunterkunft (Stormont House) ist leider nicht so ausgestattet, wie auf den Fotos dargestellt und so bekommen wir nach zwei Tagen ein Upgrade für eines der Sahnestücke von Logiealmond Estate und beziehen Laverockbank Steading. Highlight ist das Schlafzimmer in der alten Mühle, aber auch das Wohnzimmer im Stil einer Jagdhütte mit Kamin und Ledersofas ist nicht zu verachten 😊. Für uns ist es insgesamt etwas zu viel Hirschdekor, aber es passt zum Haus. Und die vielen Bilder eines /einer R. Collier (wer weiß, wer das ist? Doris wusste es, danke dafür 😀) bieten einen schönen Kontrast. Hier wird es uns gut gehen, auch wenn das Wetter wirklich so regnerisch wird, wie angesagt.

Wer an England oder Schottland denkt, wird wohl nicht gleich lange Sandstrände und kleine Küstenorte vor Augen haben, aber auf einer Insel ist es nie wirklich weit bis zum Meer. Wir machen eine Tour den Firth of Forth entlang. Los geht’s in Elie, das einen Strand, kleinen Jachthafen, Leuchtturm, eine Rundturmruine und den Fife Coastal Path zu bieten hat. Definitiv einen Stopp wert!

In St. Monans gibt es den Wellie Garden, bepflanzte Gummistiefel, einen bunten Hund und einen kleinen Hafen.

Schließlich landen wir in St. Andrews, berühmt für die drittälteste Elite-Universität in der englischsprachigen Welt (gegründet 1413) nach Oxford und Cambridge und als Geburtsort des Golfsports. Wir sind hier, weil wir uns die Ruinen der St. Andrews Cathedral und des St. Andrews Castle anzusehen. Die Kathedrale wurde 1160 begonnen und brauchte 150 Jahre bis zur Fertigstellung. 250 Jahre später, nach der schottischen Reformation, wurde die Anlage wieder aufgegeben. Bei unserem Besuch ist das Außengelände frei zugänglich denn leider stehen überall metallene Absperrgitter um Grabsteine und Teile der Ruine, die den Gesamteindruck etwas trüben. Aber wenn man sich eine Minute nimmt und sich die Überreste der mächtigen Säulen und die Entfernung zwischen dem Hauptportal und den Türmen der Westfassade vergegenwärtigt, bekommt man eine Ahnung, was für ein mächtiger Bau es gewesen sein muss. Über geschätzt 120 Meter erstreckte sich das Gebäude und bis zu 20 Meter hoch die Gewölbedecke. Wie klein sich die Gläubigen vorkommen mussten angesichts dieser Mächtigkeit.
Einen kurzen Spaziergang entfernt, finden sich die Ruinen von St. Andrews Castle, erbaut im 12. Jahrhundert um die vielen Pilger, die die Kathedrale aufsuchten, zu beschützen und den Bischöfen der Stadt eine angemessene Behausung zu bieten. Mit dem Verfall der Kathedrale, verfiel auch die Burg. Hätten wir hier nicht freien Eintritt, hätten wir es beim Blick von der Straße belassen und unserer Meinung nach, außer dem Blick auf St. Andrews, auch nicht viel verpasst 😉 .

Ende September ist Erntezeit und überall liegen dicke goldene Heurollen auf den Feldern. So auch auf unserem Spaziergang zum Bunnet Stane, einer bizarren Felsformation in den Lomond Hills. Nicht nur aufgrund des Regens der letzten Tage, auch wegen der Schafe auf den Weiden, die man überquert, ist hier festes Schuhwerk und hinterher die Möglichkeit einer Schuhreinigung empfohlen!

Alte Steine gibt es an der schottischen Grenze in Hülle und Fülle in Form von mehr oder weniger erhaltenen Klöstern, Abteien, Burgen und Schlössern. Man stolpert fast an jeder Ecke darüber. Castle Leven ist malerisch auf einer Insel im gleichnamigen Loch gelegen. Wer möchte, kann sich mit einem Boot übersetzen lassen, aber wir haben für solche Zwecke ja ein kleines fliegendes Hilfsmittel dabei 🙂 . Das auch praktischerweise gleich Bilder von Kinross House einfängt.

Balvaird Castle ist der letzte Stopp für diesen Tag, aber das Tor zum Parkplatz ist verschlossen. Wir quetschen unser kleines Cachermobil an den Straßenrand und machen uns an den kurzen Aufstieg. Oben werden wir mit einer malerischen Ruine, einem tollen Ausblick und dem Rauschen der Bäume im stürmischen Wind belohnt.

Wenn man Burgen und Schlösser in Schottland besucht, ist es hilfreich, je nach Wetterlage, zu wissen, welche nur noch Ruinen sind und wo es noch intakte Dächer gibt. An einem Regentag machen wir uns auf nach Castle Doune. Fans der Serie „Outlander“ könnten es wiedererkennen als „Castle Leoch“ auch wenn für die Dreharbeiten wohl einiges optisch aufgebessert wurde. Die älteren unter uns, könnten es aus Monty Pythons „Ritter der Kokonuss“ kennen und mit viel Fantasie sieht man „Winterfell“ aus „Game of Thrones“. Wir würden aber nicht empfehlen, nur deswegen hierher zu kommen, denn das was man auf dem Bildschirm sieht, hat nicht viel Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit. Aktuell ist außerdem im Innenhof ein Gerüst für Restaurationsarbeiten aufgebaut.
Der englische Audioguide ist im Eintrittspreis enthalten und wird von Terry Jones (Sir Bedevere) und Sam Heughan (Jamie Fraser) gesprochen. Es gibt einen Rundkurs durch das Schloss, der teilweise durch enge Flure und über ausgetretene (Wendel-) Treppen führt. Wer damit Probleme hat sollte lieber keinen Besuch planen.

Dunblane Cathedral kostet keinen Eintritt, man freut sich aber über eine Spende. Sehenswert sind vor allem die Buntglasfenster. Im Inneren finden sich Fotos, wie die Kirche nach der Reformation aussah und es erinnert an ausgebombte Gebäude aus dem Krieg. Ein Wunder, dass alles wieder so schön und beeindruckend aufgebaut wurde.

Loch Rannoch „finden“ wir eher zufällig an einem Tag, wo das Wetter von Sonne zu Regen zu Sonne innerhalb von 5 Minuten wechselt. Das beschert uns ein bisschen Frust, wenig Bewegung und ein paar Regenbögen 🙂 .

Das rote Schloss (Red Castle) ist ein bisschen übertrieben, denn mehr als ein paar Mauern stehen nicht mehr. Erreichen kann man es über einen unmarkierten Feldweg, den man aber erstmal finden muss, oder von Lunan Bay Beach, bei Ebbe und wenn man auf der richtigen Seite des Priels ist. Oder man schickt die kleine Currywurst in die Luft 🙂 . Auf jeden Fall sollte man sich den langen breiten Sandstrand von Lunan Bay nicht entgehen lassen. Super Brandung, sehr sauber und viel Platz. Und wenn man nach dem Strandspaziergang eine Pause und Erfrischung braucht, liegt Lunan Farm Shop & Cafe direkt hinter dem Parkplatz. Hier gibt es nicht nur saubere Toiletten, sondern auch kalte und warme Getränke, Eis und selbstgebackene Leckereien. Die aktuelle Halloweendekoration erschließt sich uns nicht ganz, aber wir verstehen ja auch nicht, warum im September schon Lebkuchen und Spekulatius verkauft werden 🙂 .

Arbroath Abbey ist leider gerade wegen Reparaturen geschlossen, aber der Cliff Walk zu Deil’s Head ist zu empfehlen. Und wir machen noch einen Abstecher nach St. Vigeans. Ein winziges Museum für piktische Steine. Mit sehr lustigen Öffnungszeiten, also wer daran Interesse hat, unbedingt vorher auf der Homepage nachsehen! Wir hätten es wohl ohne den freien Eintritt nicht besucht, aber es ist schon beeindruckend, dass diese Steinarbeiten über tausende von Jahren erhalten geblieben sind. Von unseren Aufzeichnungen wird wohl schon in hundert Jahren nichts mehr übrig sein.
Unscheinbar am Straßenrand gelegen ist Your Sweets, zwei blaue Holzschränke und ein zur „Kasse“ umfunktionierter Briefkasten. Es ist ein Freiluftsüßigkeitenladen, der jeden Tag rund um die Uhr für die zuckersüchtige Kundschaft zur Verfügung steht 🙂 . Nicht ganz billig, aber wir kratzen unser spärliches Bargeld zusammen und gönnen uns eine Mixtüte. Auf der Weiterfahrt schwelgen wir dann in Kindheitserinnerungen, wenn man den nächsten Kioskbesitzer mit der gemischten Tüte für zwei Mark eine halbe Stunde beschäftigen konnte 😉 .
Broughty Castle ist natürlich schon geschlossen, als wir dort ankommen. Auch im Sommer schließen viele Sehenswürdigkeiten bereits um 17 Uhr. Wir haben uns in der letzten Woche schon daran gewöhnt und sind daher schon mit der Außenansicht zufrieden. Von der untergehenden Sonne vergoldet ist es ein würdiger Abschluss unserer ersten Urlaubswoche. Morgen ziehen wir um nach Northumberland.

Norwegen 2023 – Der unrühmliche Abschluss

Die letzte Woche unseres Urlaubs wollen wir entspannt in einem luxuriösen Ferienhaus am See verbringen und nochmal so richtig ausspannen. Der Wetterbericht sagt genau das richtige Wetter dafür an. Sonne, Sonne, Sonne und Sonne bei 20 bis 25 Grad. Soweit der Plan. Leider geht aber einiges gehörig daneben und es soll mit die schlechteste Urlaubswoche aller Zeiten für uns werden. Wir hatten kurz überlegt, ob wir überhaupt darüber schreiben, aber dieser Blog ist auch unser Reisetagebuch und einem Tagebuch vertraut man ja alles an. Vielleicht sogar gerade die Dinge, die schlecht gelaufen sind. Aber der Reihe nach!

Von Norheimsund bis zu unserem Ziel in der Nähe von Sannidal sind es rund 330 Kilometer und unser Navi gibt dafür 6 Stunden reine Fahrtzeit an. Diesmal haben wir keine Zwischenübernachtung, aber dafür nur wenig Sightseeing entlang der Strecke eingeplant. Der Himmel ist blau, die Fähre wie immer pünktlich und der Hardangerfjord verabschiedet sich mit spiegelglattem Wasser, in dem die Berge und Häuser am Ufer glasklar wiedergegeben werden. Erster Stopp ist für uns nochmal der Låtefossen. Den haben wir zwar schon ausführlich dokumentiert, aber bei unseren Drohnenaufnahmen haben wir gesehen, dass es einen kleinen Weg hinauf auf halbe Höhe gibt und da oben liegt auch noch ein Geocache. Und die Toilette ist jetzt auch ganz praktisch 😉 . Wir bekommen mit Mühe und Not einen Parkplatz und Diane wühlt die Regenjacke aus dem Gepäck. Der Pfad beginnt, vom Parkplatz aus, auf der anderen Seite der kleinen Brücke und der Wasserfall pustet unaufhörlich eine dicke Gischtwolke über die Straße. Wir brauchen heute keine zweite Dusche, vielen Dank. So gewappnet ist es aber kein Problem und ruck-zuck ist der kleine Aufstieg geschafft. Als Bonus hat man auch noch einen wunderbaren Ausblick auf den Espelandsfossen, der auf der anderen Flussseite liegt und den wohl die meisten nur im Vorbeifahren sehen. Den Cache finden wir auch, also bis hierhin alles prima.

Von hier an haben wir nur ein paar Mal das Ausweichen von der Autobahn auf alte Touristvegen geplant. So machen wir immer noch Strecke, aber in schöner Gegend und wir können anhalten und erkunden, was wir so an der Route entdecken. Wir haben die Startpunkte extra im Navi markiert, damit wir sie ja nicht verpassen. Denn wenn man nicht aufpasst wie ein Schießhund ist man schwups im nächsten Tunnel und hat nix von der tollen Landschaft draußen.

Hinter Korlevoll wollen wir von der E314 auf Rodalsfjellet Touristvegen abbiegen, aber der ist noch mit einer Schranke gesperrt. Entweder war der Winter sehr schneereich, oder der Weg ist prinzipiell nur im Hochsommer befahrbar. Was bei unserer Routenplanung leider nirgendwo erwähnt wurde. Schade, aber wir nehmen es (noch) sportlich. Die eingesparte Zeit können wir auf dem Rest der Fahrt bestimmt gut gebrauchen.

Den nächsten Versuch starten wir hinter Roldal, aber auch Austmannaliavegen ist noch gesperrt. So langsam macht sich Enttäuschung und auch eine gewisse Vorahnung bei uns breit. Sollte der Haukelitunnel nicht mehr wegen Bauarbeiten gesperrt sein, werden wir dann über den Drystar Touristvegen fahren können? Letztes Jahr sind wir dort in Kolonne umgeleitet worden und konnten nirgends anhalten. Diesmal wollen ein bisschen mehr Zeit haben und den Weg in unserem Tempo erkunden. Aber es kommt wie befürchtet – auch diese Strecke ist noch nicht für den Verkehr geöffnet. Wir finden dann eher zufällig noch eine namenlose Nebenstraße, die uns doch noch ein bisschen mit schöner Gegend versorgt, aber insgesamt hatten wir uns von diesem Abschnitt viel mehr versprochen. Wollten wir doch ein letztes Mal Winter im Juni erleben.

Nachdem wir die Berge und den Schnee hinter uns gelassen haben, wird die Landschaft wieder weniger „norwegisch“. Es gibt Wald und Seen und je weiter südlich wir kommen, wieder viel mehr Besiedelung. Hatten wir damit gerechnet erst spät abends an unserem nächsten Ferienhaus anzukommen, sind wir dann doch ganz froh, dass wir schön früher am Ziel sind. Also fast am Ziel, denn die über die Buchungsplattform vermittelten Koordinaten sind laut Google irgendwo im Nirgendwo und es führt keine Straße dorthin. Der einzige Feldweg der uns hinführen soll ist – schon fast das Motto dieses Tages – mit einer abgeschlossenen Schranke versperrt. Dass das Haus etwas abgelegen ist, wussten wir und im Allgemeinen finden wir das meistens auch ganz schön so. Dass wir aber über eine Schotterpiste kilometerweit durch den Wald irren, finden wir eher nicht so doll.

Wir wechseln zu TomTom, der zumindest eine Straße (also Schotterpiste) anzeigt, die uns dahin bringen könnte, wo wir hinwollen. Wir sind schon kurz davor zu glauben, dass wir einem Betrug aufgesessen sind und es das Ferienhaus gar nicht gibt, als wir plötzlich mitten in einer riesigen Ferienhaussiedlung ankommen. Unser Auto sieht aus, als hätten wir an der Ralley Paris-Dakar teilgenommen, die Heckscheibe ist komplett dicht. Denn die Ferienhaussiedlung wird noch gebaut! Es gibt schon einige fertige Häuser (unter anderem unseres, also zumindest müssen wir nicht im Auto schlafen!), aber rechts und links und oben und unten sind noch Baustellen! Keine fünfzig Meter entfernt begrüßt uns ein Bagger und überall liegen Baumaterialen herum. Okay, so hatten wir uns unser luxuriöses Ferienhaus am See nicht vorgestellt. Immerhin ist der See tatsächlich nur ein paar hundert Meter entfernt. Leider sind es ein paar hundert Meter Luftlinie. Und die Häuser liegen am Hang über dem See. Mal eben hinlaufen sind also nicht, wie wir dachten, ein paar Minuten, sondern locker über eine halbe Stunde. Wir atmen tief durch und versuchen uns nicht zu sehr aufzuregen.

Zumindest hat das Haus eine wirklich schöne und große Sonnenterasse. Da es ganz frei liegt und es keine Bäume gibt, liegt es aber auch den ganzen Tag im prallen Sonnenschein und es gibt nirgendwo einen Sonnenschutz. Kein Schirm, keine Markise und der Hausschatten fällt hinten auf den Schottervorplatz mit Blick auf die Baustelle. Noch bevor wir schlafen gehen gucken wir, ob es nicht in der Nähe ein anderes Ferienhaus gibt und wir trotz der happigen Miete umziehen können. Leider finden wir aber nichts Anderes. Nach der langen Anfahrt legen wir am Sonntag die Füße hoch, bauen unseren eigenen Sonnenschutz für den Hängesessel und schmieden einen Plan, wie wir uns die Woche trotzdem schön machen. Ausschlafen dürfte schwierig werden, also werden wir in den sauren Apfel beißen und mit Beginn der Arbeiten aufstehen, trotzdem gemütlich frühstücken und dann los bis nachmittags, wenn die Handwerker wieder weg sind. Nicht das, was wir ursprünglich vorhatten, aber wir sind anpassungsfähig.

Der Sonntag ist dann auch sehr ruhig und entspannt, aber das Haus heizt sich in der Sonne schon ziemlich auf und gerade zum Schlafen unter dem Dach ist es eher suboptimal. Dass wir Montagmorgen vor halb sieben vom Bagger aus dem Schlaf gerissen werden und wir nicht mal die erhofften acht Uhr schaffen, macht es uns dann doch schwer optimistisch auf den Rest unseres Aufenthalts zu blicken..

Wenn es am See nicht erträglich ist, gehen wir halt ans Meer. Dachten wir. Aber in dieser Gegend ist die Küste sehr felsig und der Zugang zum Wasser ist, zumindest da wo wir es versuchen, hauptsächlich über kleine Yachthäfen möglich. Wir wollen aber nicht auf’s Wasser, sondern ans Wasser. Der nächste Ort ist Sannidal und eigentlich nur 15km entfernt. Pech, dass wir für die 5km Schotterpiste schon alleine über zwanzig Minuten brauche, bis wir zu einer asphaltierten Straße kommen. Nur gut, dass wir noch die alten Winterreifen drauf haben, die sowieso entsorgt werden müssen! Der nächste Küstenort ist Kragerø und der hat zumindest eine schöne Promenade mit bunten Holzhäuschen. Dahinter zieht sich ein Viertel mit den typischen weißen Holzhäuser mit rotem Dach und schmalen Gassen den Hügel hinauf. Ein netter Spaziergang. Wir hoffen auf eine schöne Aussicht von der Kirche aus, aber da werden wir leider – mal wieder – enttäuscht.

Uns nervt der viele Verkehr, es ist uns zu voll, wir sehen das erste Graffiti in Norwegen und die öffentlichen Toiletten, die wir bisher immer als unglaublich sauber und in Schuss erlebt haben – sogar in den abgelegensten Winkeln in denen wir unterwegs waren – sind oftmals im gleichen Zustand wie die Toilettenhäuschen auf deutschen Autobahnrastplätzen. Kurzum die Gegend begeistert uns nicht. Wir versuchen uns an ein paar Geocachingtouren, aber selbst die sind ziemlich erfolglos. Auch die erhoffte Ruhe am Abend finden wir nicht. Wenn die Handwerker, dankenswerterweise schon um vier Uhr, Feierabend machen, übernehmen die Laien und hämmern, schleifen und sägen an ihren Häusern herum. Erholung bleibt für uns aus und schließlich entscheiden wir uns, nicht bis zum bitteren Ende auszuharren und buchen unsere Fähre von Samstag auf Donnerstag um und reisen früher als geplant wieder heim. Zumindest haben wir so auf der Fähre zurück nach Deutschland eine entspannte Überfahrt, denn mitten in der Woche ist sie nur zu einem Drittel belegt. Die beiden „gewonnen“ Tage nutzen wir dann zu Hause um den Urlaub doch noch entspannt ausklingen zu lassen. Jeder weitere Urlaub in Norwegen wird für uns nur noch nördlich des 60ten Breitengrades stattfinden!

Norwegen 2023 – Von Turistvegern und Wasserfällen

Umzugstage im Urlaub sind bei uns häufig eher hektisch, da wir auf der einen Seite die Entfernung zum nächsten Ferienhaus zurücklegen müssen, auf der anderen Seite aber auch Sehenswertes an der Strecke nicht verpassen wollen. In Norwegen, wo größere Strecken viel Zeit brauchen, ist das eine besondere Herausforderung. Für die etwa 370 Kilometer von Ålgård nach Norheimsund werden vom Routenplaner sechseinhalb Stunden reine Fahrzeit ausgespuckt. Da wir nicht nur die Autobahn sehen wollen, haben wir eine Übernachtung auf halber Strecke eingeplant und können so die Tage etwas entspannter angehen.

Abseits der Autobahnen empfehlen sich die Norwegischen Landschaftsrouten bzw. Nasjonale Turistveger. Das sind 18 über ganz Norwegen verteilte Routen durch landschaftlich besonders schöne Gegenden. Entlang der Routen gibt es oft Kunstwerke oder besondere Rastplätze und Aussichtspunkte. Wir arbeiten uns langsam durch die Liste durch 😉 . 2015 haben wir bereits Gaularfjellet und Sognefjellet absolviert. Letztes Jahr dann natürlich Lofoten und Andøya und dieses Jahr schon Jæren an der Südwestküste. Unser Weg nach Norden stimmt in großes Teilen mit Ryfylke überein. Wir müssen uns nur entscheiden ob wir rechts oder links den Sandfjord hochfahren, aber da die linke Route über die Fv 46 nur im Hochsommer sicher befahrbar ist, fällt unsere Wahl auf rechts rum. Als Tagesziel steuern wir das Ryfylke Fjordhotel in Sand an.

Da wir die Küstenstrasse ja schon kennen, geht es bis Stavanger für uns erstmal über die E39 und wir kommen gut voran. Je weiter wir gen Norden fahren, je mehr Wolken ziehen auf. Aber es bleibt trocken und in weiten Abschnitten sogar sonnig. Wir sind zwar nicht mehr am Meer, aber die Binnenseen zaubern eine ebenso schöne Szenerie! Dann werden die Orte weniger und weniger und die Natur übernimmt komplett. Das ist unser Bilderbuchnorwegen, das uns wieder hierher gelockt hat.

Eine kleine Überraschung erleben wir am Hjelmedal Fährkai, den wir zwar schon sehen können, aber bis dahin erstreckt sich vor uns eine lange Autoschlange. Offensichtlich wollen Freitag nachmittags nicht nur Touristen übersetzen. Es gibt sechs Wartespuren und wir landen in der Mitte der vierten. Die Fähre sieht gar nicht so groß aus, aber wir haben Glück und kommen noch mit der von uns angestrebten Abfahrt mit. Die sechste Spur bleibt allerdings am Kai stehen und muss auf die nächste Fähre warten. Bezahlt wird auf den meisten Fähren in Norwegen nicht mehr am Kai oder an Bord. Stattdessen laufen die Angestellten nur mir ihrem Handy herum und scannen die Kennzeichen. Da wir uns bereits letztes Jahr für ferrypay.no registriert haben, erhalten wir einen Daumen hoch und sind beruhigt, dass alles noch funktioniert. Im Fjordland werden wir noch öfter per Fähre unterwegs sein.

Auch unser Hotel ist voll digital. Wir haben online bereits eingecheckt und den Code für unser Zimmer erhalten. Völlig flexibel können wir kommen und gehen wie wir möchten. Direkt am Hafen gelegen bietet es einen tollen Ausblick in den Boknafjord. Wir drehen eine kurze Runde, bevor uns der Hunger packt. Abends ein offenes Restaurant in Sand zu finden ist recht einfach. Außer dem hoteleigenem Restaurant gibt es – nichts. Das erleichtert uns die Auswahl 🙂 . Essen ist okay, der Ausblick, wie erwähnt sehr schön und das Personal super freundlich. Wir amüsieren uns über die einheimische Jugend, die Freitag abends in ihr kleines Motorboot hüpft und bei langsamer Fahr im Boot stehend (!) angelt. Jedem sein eigenes Vergnügen.

Nach einem sehr guten Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg. Jetzt kommen wir langsam in die Gegend, die uns letztes Jahr bei der Durchfahrt von Ost nach West und zurück so positiv überrascht hat. Die Berge werden höher und sind oben weiß überpudert. Die Seen und Fjorde werden breiter und wir treffen in Suldal, wo wir schnell noch ein paar Teile einkaufen, bevor die Geschäfte über die Pfingsttage schließen, auf den größten Holzhasen, den wir je gesehen haben und die norwegische Version vom Monster von Loch Ness. Ob die legendäre Seeschlange tatsächlich so farbenfroh aussieht, wie die Version am alten Anleger in Nesflaten wagen wir aber mal zu bezweifeln.

Und dann sehen wir auch noch die ersten blühenden Apfelbäume! Hatten wir letztes Jahr auf dem Hinweg keine Zeit und waren auf dem Rückweg zu spät, sind wir jetzt genau richtig. Am Hardangerfjord sollten wir sogar kleine blühende Obstplantagen sehen. Nicht nur die Landschaft wird immer dramatischer, auch der Himmel zieht alle Register und schließlich fängt es ordentlich an zu regnen. Wir schaffen es gerade so halbwegs trocken das Cachermobil in Norheimsund zu entladen. Die nächsten zwei Tage wird es nicht besser, aber wir können eine Pause ganz gut gebrauchen, denn die erfolgreichen Cachertouren der letzten Woche haben Spuren hinterlassen und einer von vier Knöcheln ist dick wie eine Apfelsine und froh über ein bisschen Ruhe und Pflege.

Aber natürlich sind wir nicht (nur) zum Faulenzen her gekommen! Wenn man den Hardangerfjord auf dem Ålvikvegen und die Rv7 entlang fährt (ein Teil der Landschaftsroute Hardanger) hat man nicht nur eine wunderbare Aussicht, sondern passiert auch einen infrastrukturellen Leckerbissen. Tunnel sind generell und in Norwegen nun wirklich nichts Besonderes, aber dass sie im Vallaviktunnelen einen Kreisverkehr eingebaut haben, hat uns letztes Jahr schon beeindruckt. Danach folgt die Hardangerbrua, mal eine Brücke, statt einem Tunnel, bevor es in Butunnelen gleich den nächsten blau ausgeleuchteten Kreisverkehrt gibt. Wir drehen jeweils eine Ehrenrunde, damit sich die happige Maut auch gelohnt hat 😉 .

In Eidfjord wartet schon die nächste Überraschung auf uns. Vom Ort ist fast nichts zu sehen, weil ein – im Vergleich – riesiges Kreuzfahrtschiff am Kai liegt. Sehr bizzar, denn der Ort ist sehr klein und ertrinkt förmlich in den Passagieren. An der Promenade haben sich die Einheimischen viel Mühe gegeben und den Bäumen schicke und lustige Mäntelchen gestrickt(?), gehäkelt(?). Wenigstens eine Sehenswürdigkeit für die Kreuzfahrer 😉 .

Für uns ist Eidfjord aber nicht das Ziel, sondern der Anfang einer weiteren Landschaftsroute: Hardangervidda. Die Hardangervidda ist die größte Hochebene Europas und der größte Nationalpark in Norwegen mit der größten wildlebenden Rentierherde. Ganz schön viele Superlative und damit das so bleibt, ist der Zugang nur Wanderern, Radfahrern und der Bergenbahn gestattet. Der Autoverkehr muss überwiegend draußen bleiben, bis auf die Landschaftsroute. Im Westen starten wir im grünen Måbødalen Tal, das mit seinen Serpentinen und den zunehmend steiler aufragenden Felswänden erste Anzeichen gibt, dass es ins Hochgebirge geht. Der Winter ist hier oben noch lange nicht vorbei, die Landschaftsroute ist aber ganzjährig befahrbar. Bei starkem Schneefall oder Schneeverwehungen kann allerdings Kolonnenfahren hinter den Räumfahrzeugen angeordnet werden. Insgesamt ist die Straße, als eine der wenigen Ost-West-Verbindungen in der Gegend, stark befahren. Da sind nicht nur die Touristen mit ihren Autos, CamperVans, Wohnwagen und -mobilen, sondern auch die Einheimischen (die uns schon ein bisschen leid tun, dass sie sich ständig mit den doofen Touris rumärgern müssen) unterwegs sondern auch LKWs. Sehr viele LKWs. Die natürlich auch nicht so gemütlich unterwegs sind, wie wir.

Ende Mai ist die Landschaft mehr oder weniger kuhfleckig. Es gibt noch weite weiße Flächen, die uns trotz Sonnenbrille bei strahlender Sonne blenden. Aber auch Abschnitte, wo der Schnee schon überwiegend geschmolzen ist. Dazwischen immer wieder mehr oder weniger gefrorene Seen und Flüsse, auf denen Eisschollen treiben und über Stromschnellen tanzen. Vereinzelte Schutzhütten bilden kleine Farbtupfer in der Landschaft, sofern sie nicht zugeschneit sind. Der Schnee ist allerdings matschig und der Untergrund sumpfig und nicht schön zu laufen. Das Los der Nebensaison. Das Ende der Route in Haugastøl ist eher ernüchternd und wir halten uns nicht lange auf, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Da es nur die eine Strasse gibt, fahren wir also die gleiche Strecke wieder zurück. Aber bei der Landschaft kann man das verkraften 😉 .

Der Vøringsfossen ist einer von unzähligen Wasserfällen in Norwegen, aber mit einer Gesamthöhe von 183m, davon über 150m in einem freien Fall, schon außergewöhnlich. In unserem Reiseführer (in der Auflage von Januar 2022) werden noch diverse Parkbuchten und ein Hotelparkplatz als beste Aussichtsplätze beschrieben, aber aktuell wird ein ganzes Netz von Plattformen und Metallstegen gebaut, so dass es kein Problem ist, die Wassermassen aus unzähligen Perspektiven ins Tal stürzen zu sehen. Eigentlich ist es auch nicht ein, sondern mehrere Wasserfälle, die es hier zu bestaunen gibt. Das macht Vøringsfossen zu einer der Top-Attraktionen der Gegend, manchmal, je nach Liste, sogar zu einer der Top 10 Sehenswürdigkeiten Norwegens. Der Parkplatz lässt erahnen, welche Massen hier durchgeschleust werden und auch wir haben das Pech, dass zeitgleich mit uns zwei Reisebusse ankommen. Eine Landung Belgier und eine Ladung Koreaner ergießt sich ins Gelände und drängelt sich um den vermeintlich besten Selfie-Spot. Aber nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und es bleiben nur noch ein paar Individualreisende übrig. Die neuen Metallstege sind für jeden gut zu erlaufen, aber dazwischen finden sich doch noch ein paar Abschnitte, wo es keine angelegten Wege gibt und man sich seinen Weg über Wurzeln und Steine selbst suchen muss. Von uns eine klare Empfehlung, besonders wenn in absehbarer Zeit die Bauarbeiten beendet sind und man von beiden Seiten ins Tal und auf die Wasserfälle schauen kann.

Danach machen wir noch einen Abstecher zum Skjervsfossen, aber zugegebenermaßen kann er bei uns jetzt nicht mehr punkten. Auch wenn er über 150m hoch ist.

Die Halbinsel zwischen Odda und Jondal, die in den Hardangerfjord hineinragt, haben wir auf der Durchreise nur gestreift und lediglich am Låtefossen mehr Zeit verbracht. Aber das ist natürlich nicht der einzige Wasserfall, den es hier zu bestaunen gibt. in Stück nördlich liegen sich der Tjørnadalsfossen und der Strandsfossen am Ufer des Sandvinvatnet fast genau gegenüber. Beide sind am besten vom gegenüberliegenden Ufer zu sehen.

Odda selbst trägt noch tiefe Spuren der früheren und aktuellen Industrie. Es gibt durchaus noch schöne alte Holzhäuser, aber meist Tür an Tür mit modernen Wohngebäuden. Wir konnten nicht viel Schönes finden und haben hier nicht viel Zeit verbracht.

Utne dagegen, ist ein kleiner Ort im Norden der Halbinsel und mit seinen weißen Holzhäusern sehr hübsch. Außerdem beginnt hier der angeblich schönste Teil der Landschaftsroute Hardanger. Tatsächlich führt die Strasse Richtung Jondal durch kleine Dörfer und Apfelplantagen und man hat auch schöne Ausblicke auf den Fjord. Aber selbst für uns erprobte einspurig-mit-Gegenverkehr-Fahrer ist die schmale Fahrbahn eine Herausforderung und wir sind froh, dass an diesem Abend ausser uns kaum jemand hier unterwegs ist. Wie das im Sommer mit mehr Touristen und Wohnmobilen funktioniert ist uns ein Rätsel. Über weite Strecken gibt es rechts und links weder Leitplanken noch sonst eine Begrenzung und wir kriegen im Schneckentempo gen Süden. Ob wir nur zu müde waren oder schon zu voll mit anderen tollen Eindrücken, aber für uns hat sich der Weg nicht sonderlich von den anderen Fjordstrassen unterschieden.

Etwas weiter südlich befindet sich der Nationalpark Folgefonna, mit Norwegens drittgrößtem Gletscher. Der lugt immer mal wieder an Wegbiegungen durch die Wolkendecke. Gletscherwanderungen sind hier eine große Touristenattraktion. Wir finden aber auch den Rest sehr sehenswert! Vom reissenden Bach/Fluss Bondhuselva in Sundal über einen schönen Picknick-Platz in Dimmelsvik bis zu den Alpakas in Rosendal.

Wenn man kurz vor Dimmelsvik die Fv40 nimmt und dann auf Fjellhauvegen abbiegt, kommt man auf eine namenslose Straße, die immer weiter in die Berge führt. Hier liegt ein See neben dem anderen und an den meisten sind kleine Staudämme und Wasserkraftwerke. Theoretisch führt die Straße bis zum Gletschersee Mosevatnet, aber für uns ist leider 1,5km vorher an der Blåfalli IV Power Station Schluss. Das letzte Stück wird nicht geräumt und es liegen noch fast zwei Meter Schnee. Schade, aber auch bis hierhin hat sich der Weg gelohnt.

In unmittelbarer Nähe unseres Ferienhauses befindet sich der Hardanger Sky Space. Eine Kunstinstallation, die Sonnenauf- und -untergänge spektakulär erlebbar machen soll. Die Kritiken sind nicht schlecht und wir buchen uns zwei Tickets. Lustig finden wir schon die Info, dass man einfach klopfen soll, wenn man ankommt und wenn keiner die Tür aufmacht kann man den Schlüssel im nahegelegenen Hotel abholen. Wir klopfen, aber nix passiert, also auf zum Hotel. Der Sky Space ist ein kleines Gebäude und im Dach ist eine ovale Öffnung, durch die man den Himmel sieht. Die Innenwände werden, in unserem Fall, zum Sonnenuntergang unterschiedlich farblich angestrahlt, wodurch sich das menschliche Auge veräppeln lässt und die Farbe des Himmels sich auch ändert. Man sitzt also eigentlich nur auf einer Steinbank und starrt nach oben. Wir sind an diesem Abend die einzigen Besucher. Das ist auch gut so, denn einige treffsichere Möwen haben es geschafft durch die Dachöffnung zu sch…. und wir finden so gerade ein sauberes Plätzchen zum Sitzen. Es werden Isomatten zur Verfügung gestellt, denn Außentemperatur = Innentemperatur. Wir nutzen zwei zum drauf sitzen und zwei als Nackenrollen. Dann machen wir uns noch ein bisschen Chill-out Musik an und gucken eine Stunde den wechselnden Farben zu. Die Fotolinse lässt sich natürlich nicht veräppeln, weswegen die Fotos nicht genau das wiedergeben, was wir gesehen haben. Nicht das aufregendste Erlebnis, aber interessant. Und die Abendstimmung in Øystese gibt es als Sahnehäubchen oben drauf.

Da wir noch nicht genug Wasserfälle gesehen haben, darf ein Abstecher zum Steindalsfossen nicht fehlen. Den haben wir letztes Jahr zweimal auf der Durchreise gesehen, hatten aber keine Zeit ihn näher zu erkunden. Der Clou ist hier, dass man hinter dem Wasserfall durchlaufen kann. Auch das eine beliebte Sehenswürdigkeit, aber für uns ist die Besucheranzahl noch erträglich. Vor allem, wenn man den beliebten Selfie-Spot am Fuß des Wasserfalls meidet. Und das war für uns auch der letzte Stopp unserer Woche im Fjordland. Weiter geht es für uns an der Südküste.