Norwegen 2023 – Der unrühmliche Abschluss

Die letzte Woche unseres Urlaubs wollen wir entspannt in einem luxuriösen Ferienhaus am See verbringen und nochmal so richtig ausspannen. Der Wetterbericht sagt genau das richtige Wetter dafür an. Sonne, Sonne, Sonne und Sonne bei 20 bis 25 Grad. Soweit der Plan. Leider geht aber einiges gehörig daneben und es soll mit die schlechteste Urlaubswoche aller Zeiten für uns werden. Wir hatten kurz überlegt, ob wir überhaupt darüber schreiben, aber dieser Blog ist auch unser Reisetagebuch und einem Tagebuch vertraut man ja alles an. Vielleicht sogar gerade die Dinge, die schlecht gelaufen sind. Aber der Reihe nach!

Von Norheimsund bis zu unserem Ziel in der Nähe von Sannidal sind es rund 330 Kilometer und unser Navi gibt dafür 6 Stunden reine Fahrtzeit an. Diesmal haben wir keine Zwischenübernachtung, aber dafür nur wenig Sightseeing entlang der Strecke eingeplant. Der Himmel ist blau, die Fähre wie immer pünktlich und der Hardangerfjord verabschiedet sich mit spiegelglattem Wasser, in dem die Berge und Häuser am Ufer glasklar wiedergegeben werden. Erster Stopp ist für uns nochmal der Låtefossen. Den haben wir zwar schon ausführlich dokumentiert, aber bei unseren Drohnenaufnahmen haben wir gesehen, dass es einen kleinen Weg hinauf auf halbe Höhe gibt und da oben liegt auch noch ein Geocache. Und die Toilette ist jetzt auch ganz praktisch 😉 . Wir bekommen mit Mühe und Not einen Parkplatz und Diane wühlt die Regenjacke aus dem Gepäck. Der Pfad beginnt, vom Parkplatz aus, auf der anderen Seite der kleinen Brücke und der Wasserfall pustet unaufhörlich eine dicke Gischtwolke über die Straße. Wir brauchen heute keine zweite Dusche, vielen Dank. So gewappnet ist es aber kein Problem und ruck-zuck ist der kleine Aufstieg geschafft. Als Bonus hat man auch noch einen wunderbaren Ausblick auf den Espelandsfossen, der auf der anderen Flussseite liegt und den wohl die meisten nur im Vorbeifahren sehen. Den Cache finden wir auch, also bis hierhin alles prima.

Von hier an haben wir nur ein paar Mal das Ausweichen von der Autobahn auf alte Touristvegen geplant. So machen wir immer noch Strecke, aber in schöner Gegend und wir können anhalten und erkunden, was wir so an der Route entdecken. Wir haben die Startpunkte extra im Navi markiert, damit wir sie ja nicht verpassen. Denn wenn man nicht aufpasst wie ein Schießhund ist man schwups im nächsten Tunnel und hat nix von der tollen Landschaft draußen.

Hinter Korlevoll wollen wir von der E314 auf Rodalsfjellet Touristvegen abbiegen, aber der ist noch mit einer Schranke gesperrt. Entweder war der Winter sehr schneereich, oder der Weg ist prinzipiell nur im Hochsommer befahrbar. Was bei unserer Routenplanung leider nirgendwo erwähnt wurde. Schade, aber wir nehmen es (noch) sportlich. Die eingesparte Zeit können wir auf dem Rest der Fahrt bestimmt gut gebrauchen.

Den nächsten Versuch starten wir hinter Roldal, aber auch Austmannaliavegen ist noch gesperrt. So langsam macht sich Enttäuschung und auch eine gewisse Vorahnung bei uns breit. Sollte der Haukelitunnel nicht mehr wegen Bauarbeiten gesperrt sein, werden wir dann über den Drystar Touristvegen fahren können? Letztes Jahr sind wir dort in Kolonne umgeleitet worden und konnten nirgends anhalten. Diesmal wollen ein bisschen mehr Zeit haben und den Weg in unserem Tempo erkunden. Aber es kommt wie befürchtet – auch diese Strecke ist noch nicht für den Verkehr geöffnet. Wir finden dann eher zufällig noch eine namenlose Nebenstraße, die uns doch noch ein bisschen mit schöner Gegend versorgt, aber insgesamt hatten wir uns von diesem Abschnitt viel mehr versprochen. Wollten wir doch ein letztes Mal Winter im Juni erleben.

Nachdem wir die Berge und den Schnee hinter uns gelassen haben, wird die Landschaft wieder weniger „norwegisch“. Es gibt Wald und Seen und je weiter südlich wir kommen, wieder viel mehr Besiedelung. Hatten wir damit gerechnet erst spät abends an unserem nächsten Ferienhaus anzukommen, sind wir dann doch ganz froh, dass wir schön früher am Ziel sind. Also fast am Ziel, denn die über die Buchungsplattform vermittelten Koordinaten sind laut Google irgendwo im Nirgendwo und es führt keine Straße dorthin. Der einzige Feldweg der uns hinführen soll ist – schon fast das Motto dieses Tages – mit einer abgeschlossenen Schranke versperrt. Dass das Haus etwas abgelegen ist, wussten wir und im Allgemeinen finden wir das meistens auch ganz schön so. Dass wir aber über eine Schotterpiste kilometerweit durch den Wald irren, finden wir eher nicht so doll.

Wir wechseln zu TomTom, der zumindest eine Straße (also Schotterpiste) anzeigt, die uns dahin bringen könnte, wo wir hinwollen. Wir sind schon kurz davor zu glauben, dass wir einem Betrug aufgesessen sind und es das Ferienhaus gar nicht gibt, als wir plötzlich mitten in einer riesigen Ferienhaussiedlung ankommen. Unser Auto sieht aus, als hätten wir an der Ralley Paris-Dakar teilgenommen, die Heckscheibe ist komplett dicht. Denn die Ferienhaussiedlung wird noch gebaut! Es gibt schon einige fertige Häuser (unter anderem unseres, also zumindest müssen wir nicht im Auto schlafen!), aber rechts und links und oben und unten sind noch Baustellen! Keine fünfzig Meter entfernt begrüßt uns ein Bagger und überall liegen Baumaterialen herum. Okay, so hatten wir uns unser luxuriöses Ferienhaus am See nicht vorgestellt. Immerhin ist der See tatsächlich nur ein paar hundert Meter entfernt. Leider sind es ein paar hundert Meter Luftlinie. Und die Häuser liegen am Hang über dem See. Mal eben hinlaufen sind also nicht, wie wir dachten, ein paar Minuten, sondern locker über eine halbe Stunde. Wir atmen tief durch und versuchen uns nicht zu sehr aufzuregen.

Zumindest hat das Haus eine wirklich schöne und große Sonnenterasse. Da es ganz frei liegt und es keine Bäume gibt, liegt es aber auch den ganzen Tag im prallen Sonnenschein und es gibt nirgendwo einen Sonnenschutz. Kein Schirm, keine Markise und der Hausschatten fällt hinten auf den Schottervorplatz mit Blick auf die Baustelle. Noch bevor wir schlafen gehen gucken wir, ob es nicht in der Nähe ein anderes Ferienhaus gibt und wir trotz der happigen Miete umziehen können. Leider finden wir aber nichts Anderes. Nach der langen Anfahrt legen wir am Sonntag die Füße hoch, bauen unseren eigenen Sonnenschutz für den Hängesessel und schmieden einen Plan, wie wir uns die Woche trotzdem schön machen. Ausschlafen dürfte schwierig werden, also werden wir in den sauren Apfel beißen und mit Beginn der Arbeiten aufstehen, trotzdem gemütlich frühstücken und dann los bis nachmittags, wenn die Handwerker wieder weg sind. Nicht das, was wir ursprünglich vorhatten, aber wir sind anpassungsfähig.

Der Sonntag ist dann auch sehr ruhig und entspannt, aber das Haus heizt sich in der Sonne schon ziemlich auf und gerade zum Schlafen unter dem Dach ist es eher suboptimal. Dass wir Montagmorgen vor halb sieben vom Bagger aus dem Schlaf gerissen werden und wir nicht mal die erhofften acht Uhr schaffen, macht es uns dann doch schwer optimistisch auf den Rest unseres Aufenthalts zu blicken..

Wenn es am See nicht erträglich ist, gehen wir halt ans Meer. Dachten wir. Aber in dieser Gegend ist die Küste sehr felsig und der Zugang zum Wasser ist, zumindest da wo wir es versuchen, hauptsächlich über kleine Yachthäfen möglich. Wir wollen aber nicht auf’s Wasser, sondern ans Wasser. Der nächste Ort ist Sannidal und eigentlich nur 15km entfernt. Pech, dass wir für die 5km Schotterpiste schon alleine über zwanzig Minuten brauche, bis wir zu einer asphaltierten Straße kommen. Nur gut, dass wir noch die alten Winterreifen drauf haben, die sowieso entsorgt werden müssen! Der nächste Küstenort ist Kragerø und der hat zumindest eine schöne Promenade mit bunten Holzhäuschen. Dahinter zieht sich ein Viertel mit den typischen weißen Holzhäuser mit rotem Dach und schmalen Gassen den Hügel hinauf. Ein netter Spaziergang. Wir hoffen auf eine schöne Aussicht von der Kirche aus, aber da werden wir leider – mal wieder – enttäuscht.

Uns nervt der viele Verkehr, es ist uns zu voll, wir sehen das erste Graffiti in Norwegen und die öffentlichen Toiletten, die wir bisher immer als unglaublich sauber und in Schuss erlebt haben – sogar in den abgelegensten Winkeln in denen wir unterwegs waren – sind oftmals im gleichen Zustand wie die Toilettenhäuschen auf deutschen Autobahnrastplätzen. Kurzum die Gegend begeistert uns nicht. Wir versuchen uns an ein paar Geocachingtouren, aber selbst die sind ziemlich erfolglos. Auch die erhoffte Ruhe am Abend finden wir nicht. Wenn die Handwerker, dankenswerterweise schon um vier Uhr, Feierabend machen, übernehmen die Laien und hämmern, schleifen und sägen an ihren Häusern herum. Erholung bleibt für uns aus und schließlich entscheiden wir uns, nicht bis zum bitteren Ende auszuharren und buchen unsere Fähre von Samstag auf Donnerstag um und reisen früher als geplant wieder heim. Zumindest haben wir so auf der Fähre zurück nach Deutschland eine entspannte Überfahrt, denn mitten in der Woche ist sie nur zu einem Drittel belegt. Die beiden „gewonnen“ Tage nutzen wir dann zu Hause um den Urlaub doch noch entspannt ausklingen zu lassen. Jeder weitere Urlaub in Norwegen wird für uns nur noch nördlich des 60ten Breitengrades stattfinden!

Norwegen 2023 – Von Turistvegern und Wasserfällen

Umzugstage im Urlaub sind bei uns häufig eher hektisch, da wir auf der einen Seite die Entfernung zum nächsten Ferienhaus zurücklegen müssen, auf der anderen Seite aber auch Sehenswertes an der Strecke nicht verpassen wollen. In Norwegen, wo größere Strecken viel Zeit brauchen, ist das eine besondere Herausforderung. Für die etwa 370 Kilometer von Ålgård nach Norheimsund werden vom Routenplaner sechseinhalb Stunden reine Fahrzeit ausgespuckt. Da wir nicht nur die Autobahn sehen wollen, haben wir eine Übernachtung auf halber Strecke eingeplant und können so die Tage etwas entspannter angehen.

Abseits der Autobahnen empfehlen sich die Norwegischen Landschaftsrouten bzw. Nasjonale Turistveger. Das sind 18 über ganz Norwegen verteilte Routen durch landschaftlich besonders schöne Gegenden. Entlang der Routen gibt es oft Kunstwerke oder besondere Rastplätze und Aussichtspunkte. Wir arbeiten uns langsam durch die Liste durch 😉 . 2015 haben wir bereits Gaularfjellet und Sognefjellet absolviert. Letztes Jahr dann natürlich Lofoten und Andøya und dieses Jahr schon Jæren an der Südwestküste. Unser Weg nach Norden stimmt in großes Teilen mit Ryfylke überein. Wir müssen uns nur entscheiden ob wir rechts oder links den Sandfjord hochfahren, aber da die linke Route über die Fv 46 nur im Hochsommer sicher befahrbar ist, fällt unsere Wahl auf rechts rum. Als Tagesziel steuern wir das Ryfylke Fjordhotel in Sand an.

Da wir die Küstenstrasse ja schon kennen, geht es bis Stavanger für uns erstmal über die E39 und wir kommen gut voran. Je weiter wir gen Norden fahren, je mehr Wolken ziehen auf. Aber es bleibt trocken und in weiten Abschnitten sogar sonnig. Wir sind zwar nicht mehr am Meer, aber die Binnenseen zaubern eine ebenso schöne Szenerie! Dann werden die Orte weniger und weniger und die Natur übernimmt komplett. Das ist unser Bilderbuchnorwegen, das uns wieder hierher gelockt hat.

Eine kleine Überraschung erleben wir am Hjelmedal Fährkai, den wir zwar schon sehen können, aber bis dahin erstreckt sich vor uns eine lange Autoschlange. Offensichtlich wollen Freitag nachmittags nicht nur Touristen übersetzen. Es gibt sechs Wartespuren und wir landen in der Mitte der vierten. Die Fähre sieht gar nicht so groß aus, aber wir haben Glück und kommen noch mit der von uns angestrebten Abfahrt mit. Die sechste Spur bleibt allerdings am Kai stehen und muss auf die nächste Fähre warten. Bezahlt wird auf den meisten Fähren in Norwegen nicht mehr am Kai oder an Bord. Stattdessen laufen die Angestellten nur mir ihrem Handy herum und scannen die Kennzeichen. Da wir uns bereits letztes Jahr für ferrypay.no registriert haben, erhalten wir einen Daumen hoch und sind beruhigt, dass alles noch funktioniert. Im Fjordland werden wir noch öfter per Fähre unterwegs sein.

Auch unser Hotel ist voll digital. Wir haben online bereits eingecheckt und den Code für unser Zimmer erhalten. Völlig flexibel können wir kommen und gehen wie wir möchten. Direkt am Hafen gelegen bietet es einen tollen Ausblick in den Boknafjord. Wir drehen eine kurze Runde, bevor uns der Hunger packt. Abends ein offenes Restaurant in Sand zu finden ist recht einfach. Außer dem hoteleigenem Restaurant gibt es – nichts. Das erleichtert uns die Auswahl 🙂 . Essen ist okay, der Ausblick, wie erwähnt sehr schön und das Personal super freundlich. Wir amüsieren uns über die einheimische Jugend, die Freitag abends in ihr kleines Motorboot hüpft und bei langsamer Fahr im Boot stehend (!) angelt. Jedem sein eigenes Vergnügen.

Nach einem sehr guten Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg. Jetzt kommen wir langsam in die Gegend, die uns letztes Jahr bei der Durchfahrt von Ost nach West und zurück so positiv überrascht hat. Die Berge werden höher und sind oben weiß überpudert. Die Seen und Fjorde werden breiter und wir treffen in Suldal, wo wir schnell noch ein paar Teile einkaufen, bevor die Geschäfte über die Pfingsttage schließen, auf den größten Holzhasen, den wir je gesehen haben und die norwegische Version vom Monster von Loch Ness. Ob die legendäre Seeschlange tatsächlich so farbenfroh aussieht, wie die Version am alten Anleger in Nesflaten wagen wir aber mal zu bezweifeln.

Und dann sehen wir auch noch die ersten blühenden Apfelbäume! Hatten wir letztes Jahr auf dem Hinweg keine Zeit und waren auf dem Rückweg zu spät, sind wir jetzt genau richtig. Am Hardangerfjord sollten wir sogar kleine blühende Obstplantagen sehen. Nicht nur die Landschaft wird immer dramatischer, auch der Himmel zieht alle Register und schließlich fängt es ordentlich an zu regnen. Wir schaffen es gerade so halbwegs trocken das Cachermobil in Norheimsund zu entladen. Die nächsten zwei Tage wird es nicht besser, aber wir können eine Pause ganz gut gebrauchen, denn die erfolgreichen Cachertouren der letzten Woche haben Spuren hinterlassen und einer von vier Knöcheln ist dick wie eine Apfelsine und froh über ein bisschen Ruhe und Pflege.

Aber natürlich sind wir nicht (nur) zum Faulenzen her gekommen! Wenn man den Hardangerfjord auf dem Ålvikvegen und die Rv7 entlang fährt (ein Teil der Landschaftsroute Hardanger) hat man nicht nur eine wunderbare Aussicht, sondern passiert auch einen infrastrukturellen Leckerbissen. Tunnel sind generell und in Norwegen nun wirklich nichts Besonderes, aber dass sie im Vallaviktunnelen einen Kreisverkehr eingebaut haben, hat uns letztes Jahr schon beeindruckt. Danach folgt die Hardangerbrua, mal eine Brücke, statt einem Tunnel, bevor es in Butunnelen gleich den nächsten blau ausgeleuchteten Kreisverkehrt gibt. Wir drehen jeweils eine Ehrenrunde, damit sich die happige Maut auch gelohnt hat 😉 .

In Eidfjord wartet schon die nächste Überraschung auf uns. Vom Ort ist fast nichts zu sehen, weil ein – im Vergleich – riesiges Kreuzfahrtschiff am Kai liegt. Sehr bizzar, denn der Ort ist sehr klein und ertrinkt förmlich in den Passagieren. An der Promenade haben sich die Einheimischen viel Mühe gegeben und den Bäumen schicke und lustige Mäntelchen gestrickt(?), gehäkelt(?). Wenigstens eine Sehenswürdigkeit für die Kreuzfahrer 😉 .

Für uns ist Eidfjord aber nicht das Ziel, sondern der Anfang einer weiteren Landschaftsroute: Hardangervidda. Die Hardangervidda ist die größte Hochebene Europas und der größte Nationalpark in Norwegen mit der größten wildlebenden Rentierherde. Ganz schön viele Superlative und damit das so bleibt, ist der Zugang nur Wanderern, Radfahrern und der Bergenbahn gestattet. Der Autoverkehr muss überwiegend draußen bleiben, bis auf die Landschaftsroute. Im Westen starten wir im grünen Måbødalen Tal, das mit seinen Serpentinen und den zunehmend steiler aufragenden Felswänden erste Anzeichen gibt, dass es ins Hochgebirge geht. Der Winter ist hier oben noch lange nicht vorbei, die Landschaftsroute ist aber ganzjährig befahrbar. Bei starkem Schneefall oder Schneeverwehungen kann allerdings Kolonnenfahren hinter den Räumfahrzeugen angeordnet werden. Insgesamt ist die Straße, als eine der wenigen Ost-West-Verbindungen in der Gegend, stark befahren. Da sind nicht nur die Touristen mit ihren Autos, CamperVans, Wohnwagen und -mobilen, sondern auch die Einheimischen (die uns schon ein bisschen leid tun, dass sie sich ständig mit den doofen Touris rumärgern müssen) unterwegs sondern auch LKWs. Sehr viele LKWs. Die natürlich auch nicht so gemütlich unterwegs sind, wie wir.

Ende Mai ist die Landschaft mehr oder weniger kuhfleckig. Es gibt noch weite weiße Flächen, die uns trotz Sonnenbrille bei strahlender Sonne blenden. Aber auch Abschnitte, wo der Schnee schon überwiegend geschmolzen ist. Dazwischen immer wieder mehr oder weniger gefrorene Seen und Flüsse, auf denen Eisschollen treiben und über Stromschnellen tanzen. Vereinzelte Schutzhütten bilden kleine Farbtupfer in der Landschaft, sofern sie nicht zugeschneit sind. Der Schnee ist allerdings matschig und der Untergrund sumpfig und nicht schön zu laufen. Das Los der Nebensaison. Das Ende der Route in Haugastøl ist eher ernüchternd und wir halten uns nicht lange auf, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Da es nur die eine Strasse gibt, fahren wir also die gleiche Strecke wieder zurück. Aber bei der Landschaft kann man das verkraften 😉 .

Der Vøringsfossen ist einer von unzähligen Wasserfällen in Norwegen, aber mit einer Gesamthöhe von 183m, davon über 150m in einem freien Fall, schon außergewöhnlich. In unserem Reiseführer (in der Auflage von Januar 2022) werden noch diverse Parkbuchten und ein Hotelparkplatz als beste Aussichtsplätze beschrieben, aber aktuell wird ein ganzes Netz von Plattformen und Metallstegen gebaut, so dass es kein Problem ist, die Wassermassen aus unzähligen Perspektiven ins Tal stürzen zu sehen. Eigentlich ist es auch nicht ein, sondern mehrere Wasserfälle, die es hier zu bestaunen gibt. Das macht Vøringsfossen zu einer der Top-Attraktionen der Gegend, manchmal, je nach Liste, sogar zu einer der Top 10 Sehenswürdigkeiten Norwegens. Der Parkplatz lässt erahnen, welche Massen hier durchgeschleust werden und auch wir haben das Pech, dass zeitgleich mit uns zwei Reisebusse ankommen. Eine Landung Belgier und eine Ladung Koreaner ergießt sich ins Gelände und drängelt sich um den vermeintlich besten Selfie-Spot. Aber nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und es bleiben nur noch ein paar Individualreisende übrig. Die neuen Metallstege sind für jeden gut zu erlaufen, aber dazwischen finden sich doch noch ein paar Abschnitte, wo es keine angelegten Wege gibt und man sich seinen Weg über Wurzeln und Steine selbst suchen muss. Von uns eine klare Empfehlung, besonders wenn in absehbarer Zeit die Bauarbeiten beendet sind und man von beiden Seiten ins Tal und auf die Wasserfälle schauen kann.

Danach machen wir noch einen Abstecher zum Skjervsfossen, aber zugegebenermaßen kann er bei uns jetzt nicht mehr punkten. Auch wenn er über 150m hoch ist.

Die Halbinsel zwischen Odda und Jondal, die in den Hardangerfjord hineinragt, haben wir auf der Durchreise nur gestreift und lediglich am Låtefossen mehr Zeit verbracht. Aber das ist natürlich nicht der einzige Wasserfall, den es hier zu bestaunen gibt. in Stück nördlich liegen sich der Tjørnadalsfossen und der Strandsfossen am Ufer des Sandvinvatnet fast genau gegenüber. Beide sind am besten vom gegenüberliegenden Ufer zu sehen.

Odda selbst trägt noch tiefe Spuren der früheren und aktuellen Industrie. Es gibt durchaus noch schöne alte Holzhäuser, aber meist Tür an Tür mit modernen Wohngebäuden. Wir konnten nicht viel Schönes finden und haben hier nicht viel Zeit verbracht.

Utne dagegen, ist ein kleiner Ort im Norden der Halbinsel und mit seinen weißen Holzhäusern sehr hübsch. Außerdem beginnt hier der angeblich schönste Teil der Landschaftsroute Hardanger. Tatsächlich führt die Strasse Richtung Jondal durch kleine Dörfer und Apfelplantagen und man hat auch schöne Ausblicke auf den Fjord. Aber selbst für uns erprobte einspurig-mit-Gegenverkehr-Fahrer ist die schmale Fahrbahn eine Herausforderung und wir sind froh, dass an diesem Abend ausser uns kaum jemand hier unterwegs ist. Wie das im Sommer mit mehr Touristen und Wohnmobilen funktioniert ist uns ein Rätsel. Über weite Strecken gibt es rechts und links weder Leitplanken noch sonst eine Begrenzung und wir kriegen im Schneckentempo gen Süden. Ob wir nur zu müde waren oder schon zu voll mit anderen tollen Eindrücken, aber für uns hat sich der Weg nicht sonderlich von den anderen Fjordstrassen unterschieden.

Etwas weiter südlich befindet sich der Nationalpark Folgefonna, mit Norwegens drittgrößtem Gletscher. Der lugt immer mal wieder an Wegbiegungen durch die Wolkendecke. Gletscherwanderungen sind hier eine große Touristenattraktion. Wir finden aber auch den Rest sehr sehenswert! Vom reissenden Bach/Fluss Bondhuselva in Sundal über einen schönen Picknick-Platz in Dimmelsvik bis zu den Alpakas in Rosendal.

Wenn man kurz vor Dimmelsvik die Fv40 nimmt und dann auf Fjellhauvegen abbiegt, kommt man auf eine namenslose Straße, die immer weiter in die Berge führt. Hier liegt ein See neben dem anderen und an den meisten sind kleine Staudämme und Wasserkraftwerke. Theoretisch führt die Straße bis zum Gletschersee Mosevatnet, aber für uns ist leider 1,5km vorher an der Blåfalli IV Power Station Schluss. Das letzte Stück wird nicht geräumt und es liegen noch fast zwei Meter Schnee. Schade, aber auch bis hierhin hat sich der Weg gelohnt.

In unmittelbarer Nähe unseres Ferienhauses befindet sich der Hardanger Sky Space. Eine Kunstinstallation, die Sonnenauf- und -untergänge spektakulär erlebbar machen soll. Die Kritiken sind nicht schlecht und wir buchen uns zwei Tickets. Lustig finden wir schon die Info, dass man einfach klopfen soll, wenn man ankommt und wenn keiner die Tür aufmacht kann man den Schlüssel im nahegelegenen Hotel abholen. Wir klopfen, aber nix passiert, also auf zum Hotel. Der Sky Space ist ein kleines Gebäude und im Dach ist eine ovale Öffnung, durch die man den Himmel sieht. Die Innenwände werden, in unserem Fall, zum Sonnenuntergang unterschiedlich farblich angestrahlt, wodurch sich das menschliche Auge veräppeln lässt und die Farbe des Himmels sich auch ändert. Man sitzt also eigentlich nur auf einer Steinbank und starrt nach oben. Wir sind an diesem Abend die einzigen Besucher. Das ist auch gut so, denn einige treffsichere Möwen haben es geschafft durch die Dachöffnung zu sch…. und wir finden so gerade ein sauberes Plätzchen zum Sitzen. Es werden Isomatten zur Verfügung gestellt, denn Außentemperatur = Innentemperatur. Wir nutzen zwei zum drauf sitzen und zwei als Nackenrollen. Dann machen wir uns noch ein bisschen Chill-out Musik an und gucken eine Stunde den wechselnden Farben zu. Die Fotolinse lässt sich natürlich nicht veräppeln, weswegen die Fotos nicht genau das wiedergeben, was wir gesehen haben. Nicht das aufregendste Erlebnis, aber interessant. Und die Abendstimmung in Øystese gibt es als Sahnehäubchen oben drauf.

Da wir noch nicht genug Wasserfälle gesehen haben, darf ein Abstecher zum Steindalsfossen nicht fehlen. Den haben wir letztes Jahr zweimal auf der Durchreise gesehen, hatten aber keine Zeit ihn näher zu erkunden. Der Clou ist hier, dass man hinter dem Wasserfall durchlaufen kann. Auch das eine beliebte Sehenswürdigkeit, aber für uns ist die Besucheranzahl noch erträglich. Vor allem, wenn man den beliebten Selfie-Spot am Fuß des Wasserfalls meidet. Und das war für uns auch der letzte Stopp unserer Woche im Fjordland. Weiter geht es für uns an der Südküste.

Norwegen 2023 – Schon wieder?

Das Internet ist Schuld! Seit wir unsere Fähre für unseren Norwegen Urlaub 2022 (den Blog findet ihr hier) gebucht haben, werden wir mit Werbung für die MS Romantika bombardiert. Die fährt seit April 2022 zwischen Eemshaven in Holland nach Kristiansand in Norwegen. Und da können wir natürlich nicht anderes, als gleich mal eine Überfahrt zu buchen. Ironischerweise fährt die Holland-Norway Lines dann aber gar nicht mehr ab Holland. Es gab wohl Schwierigkeiten den Platz am Kai in Eemshaven permanent zu garantieren. Wir fahren ab Cuxhaven und zurück geht es nach Emden, das ist ja fast in Holland 😉 .

Da Cuxhaven nur vorübergehend angefahren wird, ist der Anleger mäßig bis gar nicht ausgeschildert und das Einchecken etwas umständlich. Wir werden angewiesen zu parken und müssen uns dann in die Schlange stellen, um an improvisierten Schaltern unsere Boardkarten in Empfang zu nehmen. Für uns nur etwas lästig, aber auch diese Überfahrt wird als Mini-Cruise verkauft und diese Passagiere müssen sich mit ihrem gesamten Gepäck abschleppen. Das Schiff hat mehrere Restaurants, den obligatorischen Shop und für die Abendunterhaltung Disco, Casino und Show. Und ist rappelvoll. Auf dem Autodeck drängeln sich die Motorräder und auf dem Aussendeck ist kein Platz zu bekommen. Bis der Wind wie üblich den Großteil der Schönwetter-Reisenden nach drinnen treibt. Die Ausfahrt kann mit der Kieler Bucht nicht mithalten, aber wir sind ja auch nicht nur für die Aussicht hier. Obwohl über 2000 Passagiere an Board sind, ist es die sprichwörtlich ruhigste Fährfahrt, die wir je hatten. Man spürt kaum eine Schiffsbewegung, nichts rappelt und zumindest auf unserem Flur benehmen sich alle vernünftig und rücksichtsvoll.

Ausschiffen in Kristiansand geht schnell und problemlos. Es passen „nur“ 60 LKW und 300 PKW auf die Fähre. Da ein Großteil der Stellplätze von Wohnmobilen und Motorrädern eingenommen wird, die beide warten müssen, bis wir Platz gemacht haben, sind wir ruck-zuck an Land. Kristiansand reizt uns nicht sonderlich und wir machen uns auf den Weg die Küste entlang gen Norden. In Spangereid und Svenevig machen wir Station und bestaunen reihenweise Bootshäuser. Die Norweger bauen ihren Wasserfahrzeugen wirklich schicke Garagen!
Loshaven ist ein kleines Dorf voller weißer Holzhäuser, dekorativ am Lyngdalfjord gelegen. Autos müssen draußen bleiben und es gibt außer uns gerade keine anderen Besucher. Direkt am Wasser führt ein schön gepflasterter Weg um die Häuser herum. Zwischen den Gebäuden ist es oft nur ein Streifen Gras. Sehr idyllisch!
Ein kurzes Stück weiter bietet sich Lomsesanden für einen Strandspaziergang an. Hinter dem Campingplatz liegt ein schöner Sandstreifen, eingerahmt von einer Dünenlandschaft, durch die man stromern kann. Auch kletterfreudige Spaziergänger können sich auf der Halbinsel austoben.
Als wir Lista Fyr erreichen ist der Leuchtturm schon geschlossen, aber das Gelände ist noch offen. Statt Schafen weiden hier Alpakas an der Küste, für uns ein kurioser Anblick. Unterhalb des Leuchtturms befinden sich noch Reste von Bunkeranlagen aus dem zweiten Weltkrieg. Die werden hier gerne als „Sehenswürdigkeit“ ausgewiesen. Wer sich dafür interessiert sollte seine Klaustrophobie zu Hause lassen und Taschenlampe oder Mobiltelefon zur Beleuchtung zur Hand haben.

Wir lassen den Tag in Sogndalstrand ausklingen. Die alte Hauptstraße besteht aus Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die unter Denkmalschutz stehen und gut in Schuss gehalten werden. Mehrere Häuser gehören zum Kulturhotel, dessen Existenz wohl überhaupt erst den Erhalt des Ortes möglich gemacht hat. Heute gibt es außerhalb drei Besucherparkplätze, was uns erahnen lässt, was hier im Sommer los sein muss. Aber jetzt sind wir fast alleine und wandeln zum Plätschern des Flusses Sokna, der hier ins Meer mündet, durch den kleinen Ort. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der neue Teil des Dorfes mit neuen Wohnhäusern und modernen Steinskulpturen auf der Mole, die den winzigen Hafen umgibt. Klein, aber fein und wenn nicht überlaufen definitiv einen Besuch wert!

Dass Südnorwegen landschaftlich nicht mit dem Norden mithalten kann, war uns von Anfang an klar. Unser allgemeiner Eindruck ist „nett hier, aber nicht spektakulär“. Aber auch entspannt, denn unsere To-Do-Liste ist gar nicht allzu lang. Wir lassen uns treiben, schlafen viel, sitzen faul in der Sonne, lesen, daddeln und machen ein paar Geocaching-Touren. Eine besonders schöne führt uns in den Magma Geopark in der Nähe von Egersund. Die Landschaft erinnert uns an Schottland und tatsächlich sind es bis nach Inverness „nur“ 600 km, geologisch gesehen, also quasi um die Ecke. Im Geopark kann man nach Herzenslust herumwandern und klettern. Aber Vorsicht! Die Felsen mögen glatt aussehen, aber die darauf wachsenden Moose und Flechten fordern ihren Blutzoll von unachtsamen Kraxlern.

Die Fv 44 wird als Scenic Route von Flekkefjord bis Egersund angepriesen. Wir würden diese Kategorisierung nicht auf die gesamte Strecke anwenden, aber einige schöne Abschnitte und Aussichtspunkte sind schon dabei. Im Süden noch sehr felsig und mit Serpentinen, während man im Norden schon ein bisschen Fjordfeeling bekommt. Und immer wieder Wasser. Ob direkt am Meer oder einer der zigtausend kleinen und großen Seen. Es ist nie weit bis zum nächsten Blau 🙂 .
Die kleine Currywurst durfte sich schon ein bisschen austoben und wir haben unsere Dosenstatistik mit 35 Funden aufgebessert.

An einem anderen Tag machen wir eine Strandtour noch weiter nördlich. Aber bevor wir den Sand unter (und in) unseren Schuhen spüren, machen wir einen Stop in der Glasbläserei Mingar Walker in Nærbø, wo wir Line Mingar treffen und ein nettes Pläuschchen halten. Und natürlich auch ein paar Andenken für zu Hause erwerben 😉 .

Refnesstranda ist ein schöner weißer Sandstrand. Was von Nachteil sein kann, wenn wie bei unserem Besuch eine steife Brise weht, die den feinen Sand quer über den Strand treibt. Sofort knirschen die Zähne, die Brille verhindert temporäres Erblinden und das schlechte Gewissen lässt es kaum zu, die Kamera zu zücken. Unsere schafft es ohne bleibende Schäden davon zu tragen. Aber nicht nur den Sand peitscht der Wind vor sich her, auch das Meer wird ordentlich aufgemischt. Sehr dekorativ, aber das Stapfen durch den feinen Sand gegen den beissenden Wind kommt eher einem intensiven Gesamtkörpertraining gleich als einem entspannten Spaziergang gleich! Das gleiche Bild zeigt sich uns in Boresanden. Dazu kommt dort aber noch die Aussicht auf Feistein Fyr, ein kleiner Leuchtturm auf einer kleinen Insel vor der Küste.

Auf dem Rückweg besuchen wir die alte Kirche von Varhaug, eine der schönsten Küstenkirchen Norwegens. Das winzige Kirchlein ist nur etwa 15qm groß und steht windumtost direkt über dem Strand und blickt auf’s Meer hinaus. Heute leuchtet es strahlend weiß gegen den blauen Himmel an. Ein idyllisches Plätzchen, das Ruhe und Geschichte ausstrahlt.
Den Leuchtturm von Kvassheim steuern wir hauptsächlich für eine Bio-Pause an (die öffentlichen Toiletten sind hier top!) und machen uns erst lustig über das hässliche kleine Metalltürmchen, bevor wir verstehen, dass das schön restaurierte Gebäude hinter uns, der eigentliche Leuchtturm ist 😉 .

Und dann ist unsere Zeit hier auch schon wieder um. Jetzt machen wir uns auf den Weg zu unserer zweiten Station dieses Urlaubs. Den nächsten Beitrag schreiben wir dann über unsere Woche im Fjordland.

Norwegen 2022 – Rückreise

Auf dem Hinweg sind wir morgens in Oslo angekommen und am nächsten Tag abends von Bergen abgefahren. Auf dem Rückweg kommen wir erst nachmittags in Bergen an, müssen aber schon am nächsten Mittag in Oslo an der Fähre sein. Das gibt uns nicht viel Zeit für Sightseeing. Natürlich verfahren wir uns erstmal in Bergen und brauchen ewig um aus der völlig verstopften Stadt heraus zu kommen.

Wir haben uns für die Scenic Route entlang des Hardangerfjords entschieden, um doch noch die Obstplantagen zu sehen. Sie blühen aber leider nicht mehr. Zur Entschädigung: die Straße schlängelt sich malerisch das Ufer entlang und die Aussicht ist mal wieder umwerfend. Wenn wir nur ein bisschen mehr Zeit hätten!

Je weiter wir kommen, desto winterlicher werden die Berge wieder. Da wir vor ziemlich genau zwei Wochen schon mal hier waren, können wir gut vergleichen und uns fällt auf, dass es zwar weniger Schnee und Eis gibt, aber immer noch genug, dass das Tauwetter dazu führt, dass unzählige kleine und auch größere Wasserfälle die Hänge herabstürzen. Die aller größten sind wohl permanent, aber ob die vielen kleinen sich nur vom Schmelzwasser bilden? Kann da überhaupt (noch) soviel Schnee und Eis sein? Die Antwort lautet ja, denn an einer weiteren Baustelle, werden wir auf den „Turistveg Dyrskar“ umgeleitet und fahren durch meterdicke Schneefelder, die sich hier bisher gehalten haben. Wenn man in Norwegen die Möglichkeit hat von der Hauptstraße auf einen Turistveg auszuweichen, können wir das nur empfehlen! Leider sieht man die Abzweigungen oft sehr schlecht, weil sie kurz vor Tunneleinfahrten liegen. Die neuen Tunnel ersetzen dann die alten Serpentinenstraßen und längeren Strecken über die Berge bzw. um die Berge drum herum.

Ein paarmal können wir die kleine Currywurst starten lassen, unter anderem bei einem erneuten Stopp am Låtefossen. Den haben wir ja auf dem Hinweg schon bewundert und uns hinterher geärgert, dass wir dort nicht geflogen sind. Jetzt, um 22Uhr, ist auch deutlich weniger los! Aber leider leider müssen wir uns echt sputen, dass wir ins Hotel kommen. Insgesamt eine tolle Fahrt am Tag der Wasserfälle 🙂 .

Es ist eine kurze Nacht für uns im Haukelifjell Gjestehus. Wir kommen auf den letzten Drücker um kurz nach 23Uhr an, aber wir haben vorher telefonisch sicher gestellt, dass wir noch einchecken können. Dann ist plötzlich unser Autoschlüssel weg und wir verbringen eine hektische halbe Stunde damit durch das voll gepackte Auto zu kriechen und danach zu suchen. Nachdem wir ihn endlich gefunden haben, fallen wir erschöpft ins Bett. Eigentlich gibt es erst ab 8Uhr morgens Frühstück, aber wir sind nicht die Einzigen, die früh wieder los müssen und so macht das kleine Buffet schon um halb acht für uns auf. Super Service von Monika, die noch weniger Schlaf bekommen hat als wir, da sie abends auf uns gewartet hat und auch das Frühstück serviert!

So können wir uns gut gestärkt auf den Weg machen. Schnell von A nach B kommt man in Norwegen nicht. Wir brauchen für die restlichen knapp 260 km nach Oslo gute vier Stunden ohne Pause. Auf dem Weg wird es endgültig Frühling. Am Wegrand blühen Blumen, die Temperatur steigt auf über 20° und wir sehen unseren ersten Elch in freier Wildbahn! Am Fähranleger haben wir kaum Zeit die letzten Sachen in den Rucksack zu packen, als es auch schon an Bord der Color Fantasy geht, die uns zurück nach Kiel bringen wird.

Ist es an Land noch warm und relativ sonnig, ändert sich das bereits kurz nachdem wir ablegen. Es zieht sich zu und natürlich wird es windig auf Deck 12. Das treibt die meisten sehr sommerlich bekleideten Passagiere nach drinnen. Nachmittags fängt es dann an zu regnen und das Wetter wird schließlich so schlecht, dass der Zugang zu den Außendecks gesperrt wird. Drinnen merkt man davon aber dankenswerterweise recht wenig. Abgesehen von einer etwas anderen Dekoration unterscheidet sich die Fantasy nicht von der Color Magic und hat für uns damit wenig Attraktives zu bieten. Gott sei Dank sind wir technisch sehr gut ausgestattet und haben alles dabei für einen Filmabend in der Kabine. Wir müssen uns also nicht mit allen anderen Passagieren in den vollen – und lauten – öffentlichen Bereichen aufhalten 🙂 .

In Kiel kommen wir pünktlich zur Kieler Woche an und in der Bucht wuseln dutzende Segelboote hin und her. Ein würdiges Willkommen für uns :-). Auf der Rückfahrt in Deutschland sind die Straßen wie immer voll und voller Baustellen und Staus. Also dauert es wieder mal länger als erwartet, bis wir endlich zu Hause sind. Bass erstaunt schauen wir auf den Kilometerstand, den wir zu Beginn unserer Reise auf Null gestellt hatten. 4.200km sind wir in den letzten dreieinhalb Wochen gefahren! Ein weiterer Beweis, dass Entfernungen in Norwegen nicht zu unterschätzen sind. 20km Luftlinie können durchaus 40km Fahrweg und über eine Stunde Fahrzeit bedeuten.

Wir hatten eine tolle Zeit und haben in diesem Urlaub viel von dem gesehen, was wir uns erhofft hatten. Einiges ist dem Regen, mangelnder Zeit oder dem unwegsamen Gelände zum Opfer gefallen. Zu Fuß in der Natur sollte man immer darauf gefasst sein, durch Steinfelder und Felsen klettern zu müssen. Und wenn man so ein Bewegungslegastheniker ist wie wir, kann das auch mal, wie bei uns, in einem verstauchten Knöcheln enden.

Unsere Geocaching Ausbeute ist mit knapp 60 Funden auch eher mager ausgefallen. Teilweise, weil wir die letzten 10 Meter nicht klettern wollten/konnten. Teilweise aber auch, weil die Dosen nicht sehr gut gewartet sind oder die Owner ihren etwas schrägen Sinn für Humor in den Hinweisen ausleben. Zum Beispiel den Hinweis „Stein“ in einem Geröllfeld, oder „Baum“ in einem Wäldchen. Da freut man sich schon über einen vermeintlich eindeutigen Hinweis wie „Birke“, bis man merkt, dass man inmitten unzähliger dieser Gewächse steht. Dann müssen wir unsere Bilanz für dieses Jahr halt im nächsten Urlaub aufbessern 😉 .

Es waren aufregende, aber manchmal auch etwas anstrengende drei Wochen. Und selbst wenn wir die direkte Sonne um Mitternacht nicht oft gesehen haben, war es trotzdem eine irre Erfahrung, dass es vierzehn Tage lang nicht dunkel wurde. Unseren Biorhythmus hat es aber ehrlicherweise ganz schön durcheinander gebracht. Erstaunlich, dass wir immer noch so lichtgesteuert sind, dass wir wirklich nicht müde werden, wenn es nachts hell bleibt. Dank der Innenkabine auf der Rückreise konnten wir uns aber auch schnell wieder an unsere normalen Tag/Nachtzeiten gewöhnen.

Pünktlich zu unserer Ankunft in Kiel springt unsere Corona-Warn-App auf rot um und zeigt ein erhöhtes Risiko an. Wirklich überrascht es uns nicht, so sorglos wie auf den Hurtigruten die meisten Passagiere waren und wie wenig Abstand man halten konnte. Ebenso wenig überraschen uns die positiven COVID-Tests, die wir an den folgenden Tagen erhalten. Das ist ein Souvenir, das wir lieber nicht mitgebracht hätten!

Norwegen 2022 – Hurtigruten südgehend

Nachts stellen wir fest, dass die MS Nordnorge auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, denn es klappert und scheppert an diversen Ecken. Der Reparaturservice vom Schiff sowie strategisch positionierte Kissen und Pappstücke senken den Geräuschpegel wenigstens in den kommenden Nächten. Wobei es auf diesen Schiffen nie wirklich ruhig ist.

Der nächste Morgen empfängt uns mit grauem Himmel, Regen und Wind. Es ist echt ungemütlich und wir ziehen wieder in den Panoramasalon. Leider wird dort ab nachmittags leicht psychedelische Chill-Out-Musik gespielt, auf die wir gut verzichten könnten. Genauso wie auf die überlaut geführten Gespräche unserer Mitreisenden. Dankenswerterweise sind die meisten davon nicht deutschsprachig, so dass wir es halbwegs gut ausblenden können. Was wir auf jeden Fall von unseren überwiegend älteren Gefährten lernen ist, dass man sein Mobiltelefon keinesfalls, unter keinen Umständen und niemals nicht auf Vibrationsalarm stellt und auch in einer Menschenmenge nur über Lautsprecher telefoniert oder Videos guckt. Jeder soll am digitalen Leben aller teilhaben. Es ist ein bisschen erschreckend, dass wir diejenigen sind, die sich über die Rücksichtslosigkeit der anderen Generation aufregen, bevor wir uns die Kopfhörer in die Ohren stopfen.

Eine weitere Unsitte ist es, seinen Platz in der ersten Reihe mit Jacken, Strickzeug und ähnlichem zu „reservieren“, auch wenn man anderthalb Stunden zum Essen geht. Oder auf den besten Plätzen am Fenster nicht die Aussicht zu genießen, sondern nur auf sein Handy oder ins Buch zu schauen. Wobei wir zugegebenermaßen am letzten Tag, an dem wir die Kabine bereits um 10Uhr räumen müssen, aber erst gegen 15Uhr in Bergen ankommen, ebenfalls bereits ganz früh morgens unsere Plätze markieren und dann erstmal frühstücken gehen. Aber nur für zwanzig Minuten! Ehrlich! Und wir haben uns ein bisschen dafür geschämt!

Leider verbringen wir in den nächsten drei Tagen viel Zeit in Gesellschaft unser Mitreisenden, denn die Sonne sehen wir so gut wie nicht. Es bleibt grau, kalt und regnerisch, was unseren Aufenthalt an Deck erheblich reduziert. Und ein bisschen verfallen auch wir dem Phänomen >> wenn keine Landschaft zu sehen ist, macht man Bilder von allen möglichen Wasserfahrzeugen, die so vorbei kommen <<. Wobei wir uns noch zurück halten, im Gegensatz zu einigen älteren Herren, die JEDES Boot ablichten. Durch die total dreckigen Fenster. Mit zitternden Händen. Und einem in die Jahre gekommenen Mobiltelefon. Wir können es quasi schon hören, nach der Reise:

„Ich war in Norwegen“ – „Oh toll, muss ja landschaftlich wunderschön sein! Hast Du Bilder?“ – „Ja klar, von jedem Tanker, Segelschiff, Fischkutter und Motorbötchen, dem wir begegnet sind“ – „Oh…..“

Südgehend gibt es tagsüber nicht viele Häfen mit längerem Aufenthalt, weshalb die meisten, die nur in eine Richtung reisen, sich für die nordgehende Tour entscheiden. Für uns kämen nur nochmal Trondheim am sehr frühen Morgen oder Brønnøysund am Nachmittag für einen Landgang in Frage. Trondheim haben wir ja schon bei Superwetter auf der Hinreise gesehen und in Brønnøysund regnet es gerade mal wieder in Strömen. Wir bleiben also die ganze Zeit auf dem Schiff und begnügen uns mit dem, was wir vom Meer aus sehen können. Neben den Städtchen auch ein paar hübsche Leuchttürme.

Ironischerweise ist es trocken und sogar ein bisschen sonnig, als wir in Bergen ankommen. Das Ausschiffen ist optimal organisiert, auch wenn einige Reisende die dreimalige Aufforderung doch bitte sitzen zu bleiben, bis ihr Deck zum Aussteigen aufgerufen wird, noch vor dem Anlegen ignorieren und trotzdem auf den Treppen den Weg blockieren. Wir warten wie angewiesen und können das Schiff ganz entspannt und in Ruhe verlassen und bekommen auch das Cachermobil wieder zurück 🙂 .